Brücken lassen uns an erster Stelle an gebaute Ingenieurleistungen
denken. Strassen, Geh- und Radwege, Eisenbahnstrecken zur
Überwindung der Alpen, antike Wasserstrassen bis hin zu komplexen
Versorgungseinrichtungen wie Rohrleitungen, Verkabelungen oder
Transportbändern. Brücken führen zumeist über natürliche Hindernisse
wie Gewässer und Schluchten, oder andere Verkehrswege hinweg und
geben den Weg frei.
Die Brücke begegnet uns jedoch nicht nur in physischer Form, vielmehr
sehen und verstehen wir den zeitgeistigen Brückenbegriff auch
als Metapher für unsichtbare Prozesse oder als Interpretation ihrer
Funktion. Wir denken an infrastrukturelle Systeme wie beispielsweise
an Luftbrücken, Flughäfen, Bahnhöfe, an Kommandobrücken von
Frachtschiffen, Schleusen, sowie global vernetzte Telefon- und
Internetsysteme. In zahlreichen weiteren Sparten, Branchen und
Disziplinen ist der Begriff der Brücke auffindbar. Als Figur in der
Gymnastik, als überleitenden wie charakteristischen Formteil im Jazz, als
Zahnersatz in der Medizin oder als eine deutsche Künstlervereinigung
von Expressionisten.
Neben der klassischen Definition der Brücke erscheint uns der Begriff
als universell. Die Brücke vermerkt eine besondere Stelle an einem
bestimmten Punkt. Sie ist nicht nur eine funktionale Konstruktion -
Philosophie und Literatur schreiben ihr einen ästhetischen Wert und
eine politisch-gesellschaftliche Funktion genauso zu wie die Architektur.
Brücken verbinden zwei Orte - nicht nur physisch, auch geistig.
Studio Interdisciplinary möchte mit „Brücke +“ die Spannweite des
Themas ausdehnen und fragt gleichzeitig nach konstruktiver Lösung
als auch intellektuellem und emotionalem Mehrwert. Zwei Orte mit
unterschiedlichem Kontext stehen zur Verfügung:
Einerseits die Karlsbrücke in Prag als präziser Ort, mit beinahe 500
Jahren Geschichte die älteste Brücke über die Moldau. Einst großzügige
Verbindung von Altstadt mit Kleinseite ist die Überquerung – dem
Tourismus geschuldet – zunehmend dicht und unerfreulich. Es ist Zeit
die Karlsbrücke durch eine Alternative zu ergänzen.
Andererseits steht die Dornbirner Ache als 6 km langer Abschnitt
zwischen Dornbirn-Gütle und der Achfurt im Rohrbach für eine sinnvolle
Verbindung beider Ufer zur Verfügung. Dem von der Stadt Dornbirn
ambitioniert betriebenen Brückenbau wird ein zusätzliches Glied in der
bestehenden Kette hinzugefügt.
Wir entwerfen Brücken die über die Funktion der Verbindung hinaus
zusätzliches Angebot beinhalten – eben Brücke + ……
Der angestrebte Mehrwert ist individuell zu definieren.