Das Institut für Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein ist eine wahre Meisterschmiede: Nachdem in diesem Jahr bereits Dinah Brütsch vom Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein mit dem SIA-Anerkennungspreis und Martyna Michalik sowie Hana Plescakova mit dem Global Schindler Award ausgezeichnet wurden, erhielt nun Laurentiu Tiberiu Stancu den ersten Preis als „Best Diploma Project“ beim European Architectural Medals.
„European Architectural Medals for the Best Diploma Projects“ ist ein europäischer Wettbewerb, der alljährlich herausragende Leistungen im Übergang von der Ausbildung zum Beruf in der Architektur honoriert. Die Organisatoren des Preises sind die European Association for Architectural Education (EAAE), eine Non-Profit-Organisation, die sich dem Architektur-Austausch innerhalb Europas verschrieben hat, The Architects’ Council of Europe (ACE), das die Interessen von über 565 000 Architekten europaweit vertritt, und die University of Architecture and Urbanism Ion Mincu (UAUIM) in Rumänien . Mit der Ausschreibung des Wettbewerbs sollen der Diskurs um die Ausbildung der Architekten angeregt, das Bewusstsein für die Herausforderungen zukünftiger Architektur geweckt und die Qualitätsstandarts unter europäischen und internationalen Architekturschulen verbessert werden.
Internationale Konkurrenz
In diesem Jahr waren 84 Projekte von Studierenden aus 22 Ländern für die European Architectural Medals eingereicht worden. Nach einer ersten Überprüfung durch die Jury – Arch. Luciano Lazzari
Präsident ACE und Jury-Präsident, Prof. Arch. Karl Otto Ellefsen, Präsident EAAE und Professor Oslo School of Architecture and Design, Prof. Ph. D. Arch. Zeno Bogdanescu, Rektor UAUIM, Arch. Wolf D. Prix, Coop Himmeb(l)au, sowie Arch. Leo van Broeck, Bogdan&Van Broeck – standen 30 Projekte in der Vorauswahl. Neben Innovation und Originalität wurde auch ein verantwortungsvoller und nachhaltiger Umgang mit sozialen und Umweltressourcen bewertet. Es gelangten 12 Projekte in die nächste Runde, bevor nach ausführlicher Diskussion die sechs Finalisten feststanden. Das ganze Verfahren wurde anonym, also ohne die Kenntnis der Namen der Urheber der Thesisarbeiten, durchgeführt.
Erster Preis für Laurentiu Stancu
Mit einhelliger Entscheidung wurde das Projekt von Laurentiu Stancu „Alp Ark 041“ als erster Preisträger gekürt. Die Jury befand: „Dieses Projekt beinhaltet alle Qualitäten, die für den Wettbewerb entscheidend sind: angefangen mit einer detaillierten historischen und typologischen Analyse, erreicht es ein Gebäudedesign, das in der Tradition gründet ohne oberflächliches Nachahmen, sondern ursprüngliche, traditionelle Elemente auf neue und innovative Weise interpretiert. Das Projekt entwickelt meisterhaft die Konstruktion und Technologie des Holzbaus auf eine sehr überzeugende Weise. Es greift das städtische Konzept und die Lage auf und schafft einen Schutzwall gegen die Zuggleise. Es untersucht die ökologischen und energiesparenden Möglichkeiten und ist innovativ in seiner funktionellen Vielseitigkeit indem es das Erdgeschoss offen lässt für die Nachbarschaft und den Aussengebrauch. Die Jury ist überzeugt, dass dies ein wahrhaft vollkommenes Projekt ist.“
Grosses Talent optimal gefördert
Laurentiu Tiberiu Stancu ist in Craiova, Rumänien, geboren und hat 2005 an der Ion Mincu University of Architecture and Urbanism in Bukarest sein Studium zum Architekten absolviert. Im Anschluss hat er in zwei Architekturbüros in Rumänien gearbeitet und parallel sein eigenes Studio geführt. Im Wintersemester 2012 begann Laurentiu seine Ausbildung zum MSc in Liechtenstein. Dabei hat er das Studio von Gastprofessor Dipl. Architekt ETH Conradin Clavuot und seinem Assistenten DI Robert Mair belegt.
Laurentiu Tiberiu Stancus Semesterarbeiten für eine Erweiterung einer Unterkunft für Flüchtlinge in Schluein (CH) und einer Strategie zur zukünftigen Dorfentwicklung von Planken (FL) hatten schon in sich steigerndem Masse aufgezeigt, dass er sehr befähigt ist, verschiedenste komplexe Aufgabenstellungen mit persönlichen Interessen in vielschichtiger und auch virtuoser Weise zu verbinden. Nach einem Auslandsemester an der Faculty of Architecture KU Leuven, Belgien, arbeitete er seine Thesisarbeit „alphouse Traunstein“ an der Universität Liechtenstein unter der Leitung von Conradin Clavuot und Robert Mair durch. Dabei ging es in einer ersten Stufe um eine strategische Planung eines ausgreifenden Bracheareals im Bahnhofgebiet von Traunstein (D), am Fusse der Chiemgauer Alpen. In der weiteren Bearbeitung sollten Bauten, Innenleben, Nutzungsoptionen, Umgebungsgestaltungen und der Ausdruck eines Hauses am Übergang von städtisch internationaler zu funktionsbezogen gebirgiger Architektur gefunden werden. In der Studio-Situation, in der ein Team aus Professor und Assistent mit nur 18 Studierenden wöchentlich 1 1/5 Tage am Entwurf arbeiten, ergibt sich eine Dynamik, in der herausragende Leistungen entstehen können. Laurentius unermüdliches Skizzieren und Denken in Varianten war einzigartig, jedoch eingebettet in mehrere sehr spannende und herausragende Arbeiten in diesem Semester.
Die Bearbeitung der verschiedenen und unterschiedlichsten Themen und die Grösse des Areals beflügelten Laurentiu und er präsentierte zum Schluss ein grandioses Projekt, das Experiment, Theorie, Innovation, Kultur vor Ort und auch den menschlichen Massstab in einer planlichen Ausbildung bis zum baubaren Detail zeigte. Höhepunkt der Präsentation der Thesisarbeit an der Universität war die Transformation seiner Grundrisse zu Musik: Laurentiu vertonte die Baustrukturen und ein Mitstudent führte diese Komposition auf dem Piano vor.
Mit dem Gewinn des sehr begehrten European Architectural Awards zeigt Laurentiu auf, dass die Universität Liechtenstein talentierte Studenten beflügeln kann und dass ein Ineinandergreifen von experimentellem Schaffen bis zu einem ins präzise Detail ausgearbeitetem Projekt eine sehr gute Grundlage ist, welche - wie nun aufgezeigt - die entwickelten Fähigkeiten eines Absolventen in die Welt zu tragen vermag.