Kann sich Liechtenstein energietechnisch vollkommen selbst versorgen? Das ist eines der Themen, die am 18. Januar um 18 Uhr an der Hochschule Liechtenstein im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Vision 2020“ behandelt werden.
Dabei wird untersucht, unter welchen Voraussetzungen Liechtenstein seinen Energiebedarf vollständig mit erneuerbaren Energien decken kann. Peter Droege, Professor für nachhaltige Raumentwicklung, Asien-Pazifik-Vorsitzender des World Council for Renewable Energy und Autor des renommierten Werkes „Renewable City“ referiert über „Zukunft der Energie – Energie der Zukunft“. Hans Frommelt von der Solargenossenschaft Liechtenstein wird über erneuerbare Energien für Liechtenstein sprechen. Experten aus Liechtenstein und der Schweiz, wie Rolf Wüstenhagen (Universität St. Gallen), Armand Jehle (Liechtensteinische Kraftwerke) und Andreas Gstöhl (Amt für Umweltschutz), kommentieren die Ziele und Ergebnisse. Das Fazit aus Sicht der Politik zieht Regierungsrätin Renate Müssner.
Erste Studien-Ergebnisse „Erneuerbares Liechtenstein“
An diesem Anlass werden auch erste Ergebnisse des Forschungsprojektes „Erneuerbares Liechtenstein" vorgestellt, das kurz vor seinem Abschluss steht. Ziel dieser Studie ist eine mögliche Energieautarkie des Fürstentums Liechtenstein zu untersuchen. Auf der Basis von Zukunftsszenarien werden nun Wege aufgezeigt, wie und wie schnell eine solche Autarkie erreicht werden kann. Wesentlich ist dabei die Frage, wie gross das Potenzial für die regenerative Energieerzeugung in Liechtenstein tatsächlich ist und ob das Land seinen künftigen Energiebedarf vollständig aus erneuerbaren Quellen decken kann oder doch von Energieimporte abhängig bleibt.
Referenz- oder Innovationsszenario
Das Team um Professor Peter Droege prognostiziert die Entwicklungspotentiale in zwei Zukunftsszenarien und mit Zeitschnitten von 10 Jahren. Fernziel ist das Jahr 2050, in dem die Treibhausgase der Industriestaaten um mindestens 80 Prozent gegenüber 1990 reduziert sein sollen. Beide Szenarien werden durch Systemelemente des "Energiesystems Liechtenstein" gesteuert. Die dazu definierten "Stellschrauben" wie Gebäudesanierungsrate, Kraftstoffverbrauch, Wärmepumpengestützte Anlagen, Wasser, Wind können beliebig verändert und damit der Effekt auf den Selbstversorgungsgrad untersucht werden.
Das Referenzszenario
Im Referenzszenario werden aktuelle Trends im Fürstentum Liechtenstein weitergeführt. Zudem wird im Wesentlichen von einer preisgetriebenen Entwicklung ausgegangen. Ziel ist es, dass der Einsatz erneuerbarer Energien bis 2035 moderat zunimmt und die Fördermittel für erneuerbare Energien kostenoptimiert eingesetzt werden. Dabei werden die verwendeten Technologien so konzipiert, dass mit dem begrenzten Fördervolumen möglichst viel Energie erzeugt werden kann. Bei diesem Referenzszenario wird nicht versucht, Grossanlagen der regenerativen Energieerzeugung wie Wasser- und Windkraftanlagen, tiefengeothermische Wärme- und Stromgewinnung, grössere Blockheizkraftwerke etc. zu realisieren.
Das Innovationsszenario
Ziel des Innovationsszenarios ist, den Energiebedarf kontinuierlich zu senken und fossil-nukleare Energien durch regenerative zu ersetzen. Für die Nutzung von Wind, Wasser, Sonne, Tiefengeothermie, Klärgas, Kehricht und Biomasse sollen die Potentiale der bestehenden und geplanten Anlagen maximal ausgeschöpft werden. Im Bereich der energetischen Gebäudesanierungen wird von einer Anhebung der Sanierungsrate von ein auf zwei Prozent ausgegangen.
Die Studie soll bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein.
Kontaktperson:
Dipl. Ing. Hans-Martin Neumann
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Architektur und Raumentwicklung
Telefon +423 265 11 37, hans-martin.neumann@hochschule.li