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Highlights Tag 2: Städte werden grüne Kraftwerke

Nachhaltige Gebäude sind heute technischer Standard. Jetzt ist es an der Zeit, den Fokus auf nachhaltige Städte als ganzes zu richten. Das schliesst die Produktion von Energie ebenso ein wie das Management aller Ressourcen und die Nutzung von städtischem Raum für die Landwirtschaft. Um nachhaltige Städte möglich zu machen, braucht es öffentliche wie private Investitionen.


Städte werden grüne Kraftwerke

Nachhaltige Gebäude sind heute technischer Standard. Jetzt ist es an der Zeit, den Fokus auf nachhaltige Städte als ganzes zu richten. Das schliesst die Produktion von Energie ebenso ein wie das Management aller Ressourcen und die Nutzung von städtischem Raum für die Landwirtschaft. Um nachhaltige Städte möglich zu machen, braucht es öffentliche wie private Investitionen.

Städte sind eine der wichtigsten Quellen des CO2-Ausstosses. Der zweite Tag von LISDAR hat sich deshalb mit Architektur, Infrastruktur und den damit verbundenen Investitionen beschäftigt. Die Teilnehmer wurden von Renate Müssner begrüsst, der Raumplanung zuständigen liechtensteinischen Regierungsrätin. Sie hob hervor, dass Liechtenstein grossen Wert auf nachhaltige Entwicklung legt. Boden ist einer der knappsten Ressourcen  Liechtensteins. Daher muss das Land sorgfältig damit umgehen. Die Energie, die in den Gebäuden verbraucht wird, muss effizient eingesetzt werden. Die Gebäude sollten darauf ausgelegt werden, selbst Energie zu produzieren.


Grüne Städte sind mehr als grüne Gebäude
 
Die Zukunft gehört nachhaltigen Städten sowie Regionen, die ihre Energie selber produzieren, wie Peter Droege  erläuterte, der Initiant und Vorsitzende des Kongresses. Energiepositive Gebäude seien bereits technischer Standard. Nun sei es an der Zeit, dass auch die Städte insgesamt energiepositiv werden. Bereits produzieren in vielen Ländern ganze Regionen die von ihnen benötigte Energie selbst. Die technischen Voraussetzungen dafür sind gegeben. Nun ist es an der Zeit, sie zu nutzen.



Den Architekten kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich vernünftig, sagte Stefan Behnisch, Chef von Behnisch Architekten. Verantwortungsbewusste städtische Architektur ist ein vernünftiges Geschäftsmodell für Architekten.




Das trifft auch auf ganze Städte zu. So hat die Stadt Stockholm ein altes Industriegebiet in eine Ökostadt umgewandelt. Heute zieht Hammarby Sjöstad Besucher aus aller Welt an, wie Ingela Lindh erläuterte, Direktorin für Stadtentwicklung der Stadtverwaltung der schwedischen Hauptstadt. Noch wichtiger: Hammarby Sjöstad ist heute ein Quartier, das Menschen anzieht, die hier leben und arbeiten wollen – selbst wenn noch nicht alle ökologischen Ziele erreicht sind. Der Erfolg von Hammarby hat dabei von vielen Faktoren abgehangen. Dazu gehören auch die zentrale Rolle der Stadt und die Zusammenarbeit mit öffentlichen wie privaten Unternehmen.

Die Urbanisierung findet heute zu einem grossen Teil in Asien statt. Dort befinden sich viele der grössten und am schnellsten wachsenden Städte. Diese Urbanisierung hat eine Krise im Umgang mit Wasser und mit dem Boden ausgelöst, erläuterte Steffen Lehmann, Professor an der Universität von Südaustralien und Direktor von Zero Waste South Australia. Doch es gibt Lösungen: Erneuerbare Energien, sauberer öffentlicher Verkehr und ein neues Verständnis der Optimierung der Materialflüsse. Die Entwicklung der Technologie schaffe neue Perspektiven für alle Städte. Aber dabei müsse auch auf soziale und kulturelle Aspekte Rücksicht genommen werden.


Öffentliche und private Investitionen nötig


Eine der grössten Herausforderungen ist die Finanzierung nachhaltiger Städte und nachhaltiger Infrastruktur. Nachhaltige Städte benötigten sowohl öffentliche als auch private Finanzierung, führte Kaarin Taipale aus, Forscherin am Zentrum für die Erforschung von Wissen und Innovation an der Aalto Wirtschaftsuniversität in Helsinki. Dabei unterscheiden sich die Perspektiven beider Seiten. Aus der Sicht öffentlicher Haushalte können Immobiliensteuern, die sich an der Energieeffizienz orientieren, Subventionen oder Abgaben, deren Höhe vom Ressourcenverbrauch abhängen, eingesetzt werden, um Nachhaltigkeit zur Finanzierung von Städten und Agglomerationen heranzuziehen. Aus der Sicht privater Investoren ist die Entwicklung von Immobilien ein langer und komplexer Prozess. Investoren ziehen es dabei vor, die Risiken zu kalkulieren. Kriterien der Nachhaltigkeit werden daher unter dem Gesichtspunkt des Risikomanagements eingeführt. Damit können eine ganze Reihe von Risiken erfasst werden.




Zu den Investoren auf privater Seite gehört Roger Baumann. Laut dem Chef Immobilienentwicklung und Nachhaltigkeit der Credit Suisse’s Real Estate Asset Management wird Nachhaltigkeit immer mehr zu einem Treiber des Wettbewerbs im Immobilienmarkt in Europa. Energie- und Ressourceneffizienz wie auch das Wohlbefinden der Nutzer führen zu niedrigeren Betriebskosten, niedrigerem Leerstand und mehr Produktivität pro Nutzer. Es gibt inzwischen viele Labels für nachhaltige Gebäude wie LEED, BREEAM und Minergie in der Schweiz. Credit Suisse bezieht Minergie in seine Überlegungen ein, vergibt aber über unabhängige Experten sein eigenes Qualitätssiegel für diejenigen nachhaltigen Immobilien, in welche die Bank investiert.


Die Landwirtschaft kehrt in die Stadt zurück



Es ist nicht genug, das Bauwesen und die Infrastruktur nachhaltig zu machen. Auch die Natur braucht Raum, wie Carmen de Jong vom Bergzentrum der Universität Savoyen in Grenoble ausgeführt hat. Ökologisch produktive Regionen in den Alpen schaffen Boden, Wasser und Luft. Dabei hat sich die ökologische Produktivität in den vergangenen hundert Jahren aufgrund der Landnutzung stark verändert. In Zukunft dürften Faktoren wie der Klimawandel, Wasserknappheit, Verschmutzung, die Ausweitung von Skigebieten und die Ausdehnung der Siedlungsgebiete sowie der Wandel der sozialen und wirtschaftlichen Werte zu noch stärkeren Änderungen führen. Um die ökologische Produktivität zu erhalten, müssen die Ressourcen sorgsam erhalten, entgiftet und vor weiterer Verschmutzung geschützt werden.




Wie Hans-Peter Schmidt erläuterte, ist die Bodenqualität in den vergangenen Jahrhunderten aufgrund der menschlichen Nutzung stark gelitten. Die Zeit sei gekommen, in den Städten und Dörfern der Natur wieder Raum zu geben, sagte der Forschungsdirektor des Delinat-Instituts. Dafür gebe es bereits viele Beispiele: Dachgärten, Wandgärten, Schrebergärten, sogar Guerilla-Gärten. In welcher Form auch immer – diese Rückkehr der Natur erhöhe die Lebensqualität.



Dieser neue Trend braucht die Zusammenarbeit zwischen Stadtplanern, Architekten, Ingenieuren, Sozialarbeitern und Unternehmen, sagte Viraj Puri, Partner von Gotham Greens in New York. Gemeinsam können sie Landwirtschaft in leeren Fabrikhallen, auf Dächern und in Wolkenkratzern entwickeln. Gotham Greens in New York etwa hat ein riesiges Gewächshaus auf dem Dach eines umgenutzten Industriegebäudes errichtet. Es könnte zum Vorbild für ähnliche Projekte in der ganzen Welt werden. Es spart Land und Wasser, verbessert die Lebensmittelsicherheit und kühlt das Gebilde, um nur einige ökologische Vorteile zu nennen. Die Salate, Kräuter, Tomaten, Gurken, Erdbeeren und Bohnen werden in ganz New York gern gekauft – eine der wenigen Möglichkeiten in der Stadt, wirklich lokal hergestellte Lebensmittel zu kaufen.