"Zeit spielt eine entscheidende Rolle in der nachhaltigen Entwicklung", sagte Liechtensteins Regierungschef Klaus Tschütscher zum Auftakt des Liechtenstein Kongresses zu nachhaltiger Entwicklung und verantwortlichen Investments. Es sei nicht nur wichtig, das richtige zu tun, sondern es jetzt zu tun.
Redner und Teilnehmer aus der ganzen Welt haben am Mittwoch den Liechtenstein Kongress zu nachhaltiger Entwicklung und verantwortlichem Investment (LISDAR) eröffnet. Der Konkress ist ein globales Forum für den sozialen Dialog zu einigen der wichtigsten Herausforderungen der Gegenwart – und zu den Chancen, die sie mit sich bringen.
Chancen und Gefahren
LISDAR begann mit den Eröffnungsworten von Liechtensteins Regierungschef Klaus Tschütscher. Er beschrieb Herausforderungen wie den Klimawandel, die Energiewende, den Umbruch im weltweiten Finanzsystem und das globale Bevölkerungswachstum als Gefahren für die Gesellschaft. Zeit sei ein kritischer Faktor, um nachhaltige und dauerhafte Lösungen für diese Herausforderungen zu finden. Für Klaus Tschütscher bildet der Kongress einen Beitrag zu dieser Suche nach Lösungen. „Der hier stattfindende Austausch über praxisbezogene Forschung, neue Methoden und die beste Praxis befruchtet das Entstehen der dringend notwendigen Konzepte für mehr Nachhaltigkeit in unserem Leben“, sagte der Regierungschef.
Der erste Tag des Kongresses konzentrierte sich auf verantwortliches Investment. Peter Droege, Vorsitzender des Kongresses und Professor für nachhaltige Raumplanung an der Universität Liechtenstein, erläuterte, dass nur eine nachhaltige Wirtschaft stabil sein könne.
Lord Giddens, sprach über den Kampf gegen den Klimawandel als einen Kampf um die Zukunft der Zivilisation – aber einen Kampf, den die Menschheit zu verlieren droht. Wirtschaft und Gesellschaft müssten sich gleichermassen von ihrer Abhängigkeit von fossiler Energie lösen. Es brauche dafür eine neue Politik; die Entwicklungsländer müssen dabei die Führung übernehmen. Die erneuerbaren Energien hätten bisher nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht.
Andere Redner unterstrichen die Notwendigkeit, Nachhaltigkeit auch bei finanziellen Entscheidungen zu berücksichtigen. So wies Cath Tillotson, Chefinvestmentberaterin bei Scorpio Partnership in London, darauf hin, dass Kunden die Herausforderungen, vor denen die Welt steht, zunehmend als Chance denn als Gefahren sähen. Die Kunden wollten sich stärker für ein verantwortliches Investment engagieren.
Stiftungen sind nachhaltig
Stiftungen spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft. Denn sie verwalten grosse Vermögen, die sich den Entscheidungen von Unternehmen ebenso entziehen wie denen der Politik. Nicolas Venier von der Fondation de Luxembourg beschrieb, wie seine Einrichtung gemeinnütziges Engagement fördert. Es sei nicht immer leicht, Nachhaltigkeit und Verantwortung in die Investmentstrategien von Stiftungen einzubeziehen, aber es bringe einen klaren Nutzen mit sich.
Aus der Sicht von Rupert Graf Strachwitz werden Stiftungen zunehmend zu Akteuren des sozialen Wandels und zu Förderern der Nachhaltigkeit. Allerdings sei Vorsicht geboten, wenn das Ziel der nachhaltigen Investition sich an den staatlichen Vorgaben oder an den Stiftungsakten stösst. Das könne sowohl Einfluss haben auf die Investmententscheidungen als auch auf den Sitz der Stiftung, sagte der Direktor des Macenta Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft. Dominque Jacob, Professor an der Universität Zürich und Leiter des Zentrums für Stiftungsrechts, wies aber darauf hin, dass der Stiftungszweck in jedem Fall eingehalten werden müsse. Auch ethisch gute Investments dürften dem Stiftungszweck nicht widersprechen.
Gemeinsame Visionen
Viele der Workshops am Nachmittag des ersten Kongresstages untersuchten die unterschiedlichen Strategien, welche Stiftungen wählen können, um nachhaltig zu investieren. Ivo Knoepfel, Gründer und Managing Partner des Schweizer Beratungsunternehmens OnValues, ging auf unterschiedliche Beispiele ein, wie Stiftungen in Europa auf nachhaltige Weise investieren. Er stellte auch praktische erste Schritte vor, wie Stiftungen ihre Investitionen nachhaltiger machen können. Cornelius Pietzner, CEO der Alterra Impact Finance in Zürich stellate Beispiele von Stiftungen in der Schweiz, Grossbritannien und den USA, die erfolgreich auf nachhaltige Investitionen umgestellt haben. Sie können nun mit ihren Investments ein Maximum an Wirkung erzielen, und das in Einklang mit ihrem Stiftungszweck.
Fredrik Gunnarsson, Chef der Mistra Foundation in Stockholm, und Peter Spinnler, Initiant der EMF Microfinance Fund, beschrieben, wie ihre Stiftungen ökologische und soziale Ziele sowie das Ziel der guten Unternehmensführung in ihre Investmentstrategien integriert haben.
In Menschen investieren
Zu den Ansätzen, die in den Workshops diskutiert wurden, gehört auch die Mikrofinanz. Kleine Kredite können soziale Gerechtigkeit bringen, indem sie Millionen Menschen helfen, der Armut zu entfliehen. Sie haben aber auch einen ökologischen Nutzen: Wenn Kleinunternehmer in umweltschonende Technologien wie effiziente Kochöfen oder kleine Solaranlagen investieren, dann verringern sie den CO2-Ausstoss. Dafür können sie CO2-Zertifikate erhalten, die wiederum ihre Investitionen rentabel machen. Christoph Dreher, Managing Partner des Centers for Social and Sustainable Products in Liechtenstein and CEO der MIL – Microfinance Initiative Liechtenstein, beschrieb die Herausforderungen und Risiken, welchen Stiftungen gegenüberstehen, wenn sie in Mikrofinanz-Produkten investieren woollen und gleichzeitig eine grössere Wirkung mit ihren Investitionen erzielen wollen.