Beim 11. Internationalen Brunel Award für herausragendes Eisenbahndesign und Architektur wurde das SBB Projekt Churer Bahnhof, ein Entwurf des Churer Dipl.-Arch. ETH Conradin Clavuot, Gastprofessor am Institut für Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein, ausgezeichnet.
Seit 1985 vergibt eine hochrangige internationale Jury, bestehend aus Designern und Architekten, alle zwei bis vier Jahre die renommierten Brunel Awards für herausragendes Design und Architektur im Bahnwesen. Die Auszeichnungen haben sich als bedeutendster Bauherren-Preis im Bahnsektor etabliert. Die Brunel Awards wurden auch dieses Jahr in Washington D.C. von der renommierten Watford Group unter anderem in den Kategorien Bahnarchitektur, Industrie-Design sowie Lokomotive- und Wagendesign vergeben. Conradin Clavuots architektonisches Konzept für eine Neugestaltung des Bahnhofs Chur wurde gemeinsam mit der SBB Infrastruktur, Zürich und den SBB Immobilien, Zürich realisiert und im diesjährigen Award in der Kategorie Bahnarchitektur mit einer Commendation prämiert.
Neugestaltung des Bahnhofquartiers
Der Bahnhof Chur mit seinem Neurenaissance-Bahnhofsgebäude genügte trotz laufenden betrieblichen Anpassungen dem gestiegenen Verkehrsaufkommen von SBB und Rhätischer Bahn nicht mehr. Über einen Wettbewerb wurde schliesslich im Jahr 2000 eine Lösung für die komplexen städtebaulichen, verkehrsplanerischen und architektonischen Fragen gefunden. Die Perronanlagen beider Bahnen wurden logisch angeordnet, die Gleisanlagen mit einer grosszügigen Unterführung verbunden und das Bahnhofsgebäude durch einen langgezogenen architektonisch minimalistisch gestalteten Neubau ergänzt und damit der Bahnhofplatz baulich neu geordnet. Das Aufnahmegebäude von 1878 wurde behutsam renoviert und bietet nun verschiedenen Geschäften sowie einem Restaurant Platz.
Architektur als Vermittler zwischen Mensch und Umwelt
Conradin Clavuot ist durch seinen unprätentiösen Umgang mit Architektur bekannt geworden. Er gehört zu einer Reihe Architekten, von denen sich viele an der ETH Zürich im Traditionalismus der „analogen Architektur“ geübt und zudem im Atelier von Peter Zumthor gearbeitet haben. Die Architektursprache von Conradin Clavuot ist nicht auf eine bestimmte Formensprache fixiert und zeichnet sich durch einen behutsamen und bewussten, gleichzeitig aber völlig unsentimentalen Umgang mit der Tradition aus. Die Tradition wird weiterentwickelt, anstatt sie erstarren zu lassen. Conradin Clavuot sieht die Architektur als „Vermittler zwischen Mensch und Umwelt“ und als „Inspiration für das tägliche Leben“. In seinem „Skizzenbuch“ (Conradin Clavuot, Architekt; erschienen im Niggli Verlag), zeigt er seine Lieblingsbauten und -projekte. Kein „Bildband“ sollte hier entstehen, sondern Skizzen, Momentaufnahmen und Prozesse der eigenen Arbeit in Bild und Text. Für seine Arbeiten ist er national und international mehrfach ausgezeichnet worden.
20111131_BrunelAward_ConradinClavuot.pdf (98 KB)
BahnhofChur_EntwurfConradinClavuot.jpg (2 MB)