von Yvonne von Hunnius
Heute schon gemailt? Täglich wurden 2014 rund 196 Milliarden E-Mails versendet. Unvorstellbar, wie viele Ordner sich füllen würden, müsste man nur die wichtigsten in Papierform lagern. Und die Entwicklung ist rasant. „Mehr als die Hälfte aller jemals auf der Welt festgehaltenen Daten wurden in den vergangenen zwei Jahren gespeichert“, sagt Jan vom Brocke, Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik und Prorektor für Forschung und Transfer der Universität Liechtenstein. So schnell die Datenflut wächst, so schnell wächst auch der Bedarf nach cleveren Lösungen und Experten. Die Universität wird dabei zu einer immer wichtigeren Partnerin in der Region.
Liechtenstein bündelt seine Kräfte
Daten brauchen nicht viel Platz, aber Köpfchen und ein politisch stabiles Zuhause. Perfekte Voraussetzungen für Liechtenstein. Das Land bündelt deshalb seine Kräfte, um sich zu einem Datenstandort zu entwickeln. Das ist eine der Stossrichtungen der aktuellen Standortstrategie Liechtensteins. Das passt: Erfolgsversprechend sind beispielsweise Datenzentren dann, stehen sie auf dem Boden eines politisch und wirtschaftlich stabilen Staates, in dem Technologie und Wissen eine grosse Rolle spielen.
Eine Arbeitsgruppe von Experten erarbeitet gerade konkrete Massnahmen. Bei Themen wie Regulierung, Datenschutzgesetzgebung, Technik oder Sicherheit müssen alle relevanten Akteure an einem Strang ziehen. So sitzen in der Arbeitsgruppe Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft an einem Tisch. Mit dabei ist Jan vom Brocke. Nicht zuletzt ist er Gründer und Direktor eines Kompetenzzentrums am Institut für Wirtschaftsinformatik, das sich intensiv mit Fragen der Datenspeicherung und Datenanalyse befasst. Hier laufen schon heute mit Unternehmen wie Hilti innovative Big-Data-Projekte.
Gute Fachkräfte sind der Schlüssel
Entscheidend für einen Datenstandort ist, dass langfristig die richtigen Experten zur Verfügung stehen. Im Land arbeiten 3,5 Prozent der Beschäftigten im IT-Bereich und erwirtschaften rund 6 Prozent des Bruttoinlandprodukts – eine hohe Wertschöpfung. Um hier Potenziale weiter ausbauen zu können, zeigt eine aktuelle Studie der Universität auf, welche Kompetenzen Daten-Fachleute besonders brauchen. So kann richtig rekrutiert und ausgebildet werden. Jan vom Brocke sagt: „Eine weitere Studie untersucht nun konkret, welcher Bedarf besteht, wenn in Liechtenstein ein Datenstandort aufgebaut wird.“
Viele Branchen profitieren
Wie wichtig die Rolle der Universität bei diesem Thema ist, weiss Elmar Hasler, Präsident des IKT-Forums Liechtenstein, Unternehmer und Leiter der Arbeitsgruppe zum Datenstandort. „Die Universität leistet hier wertvolle Grundlagenarbeit und setzt theoretische Konzepte in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft in praktische Anwendungen um“, sagt Hasler. Das Wissen um Big Data, Datenmanagement und die Trends der Informationstechnologie sind laut Hasler wertvolle Bausteine für die Entwicklung sehr vieler Branchen in Liechtenstein.
Die Rubrik Impact Liechtenstein zeigt Forschungsprojekte der Universität Liechtenstein sowie aktuelle Entwicklungen in Gesellschaft und Wirtschaft mit Mehrwert für Liechtenstein und seine Nachbarn.
* Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Mai 2015 Ausgabe des Wissensmagazins Denkraum.