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Forschung im Fokus

So springt der Funke über die Grenze

Auf Crowdfunding-Plattformen finden Projekte Finanzierung und Investoren gute Rendite. Doch auch im Internet stellen regionale Grenzen eine Hürde dar. Ein Forschungsprojekt hat sich zum Ziel gesetzt, diese einzureissen.

von Yvonne von Hunnius

Die Hightech-Warnsignale aus Vorarlberg leuchten über regionale Grenzen hinaus – Senitec Seniturn hat es geschafft. Die Jungunternehmer konnten ihre Geschäftsidee zu 197 Prozent finanzieren. Dafür haben sie sie nicht einer Bank, sondern auf einer Online-Plattform präsentiert und 105 Investoren gefunden. Crowdfunding und Crowdinvesting werden als alternative Finanzierungsmöglichkeit immer wichtiger. Investoren suchen in diesen Zeiten händeringend nach Renditemöglichkeiten. Sie finden Gefallen daran, Ideen an die sie glauben direkt zu unterstützen. Sie leihen den Projekten Geld oder erwerben Anteile, manchmal spenden sie auch einfach. Ein positives Beispiel ist die Ideenkanal-Initiative aus Liechtenstein, die über ein Internetportal erfolgreich Ideen für die Region in der Region vorangebracht.

Doch der Geldregen hat Grenzen – nationale und sogar regionale. Der Assistenzprofessor am Lehrstuhl für Finance, Martin Angerer, sagt: „Sogenannte Crossborder-Projekte sind im Schnitt weniger erfolgreich als solche, bei denen Investor und Projekt aus dem gleichen Raum kommen.“ Experten erklären das mit dem Home-Bias: Menschen investieren gern dort, wo sie sich besser auszukennen glauben. Schlechtere Karten haben Projekte, die eine überregionale oder internationale Zielgruppe im Blick haben. Doch im kleinen Erfinderland Liechtenstein suchen Gründer oft grenzüberschreitend nach Finanzierung. Wie können also auch diese Projekte erfolgreich sein?

Menschen investieren gern dort, wo sie sich besser auszukennen glauben.


Genau hier setzt ein neues interdisziplinäres Forschungsprojekt an, dessen Startschuss im April 2015 gefallen ist. Es ist Teil des neuen Forschungsschwerpunkts der Universität „Grenzüberschreitendes Leben und Arbeiten“ und will herausfinden, was regionalen Projekten auf Crowd-Finanzierungsplattformen auf die Sprünge hilft. Beteiligt sind neben dem Finanzwirtschaftler Martin Angerer auch Professor Sascha Kraus vom Institut für Entrepreneurship und Dirk Zetzsche, Professor für Bank- und Finanzrecht. Sie nehmen an, dass Investoren bei grenzüberschreitenden Projekten mitunter ein zu grosses Risiko sehen. „Viele juristische Fragen sowie die Besteuerung sind noch nicht ganz klar geregelt – der Finanzierungsbereich ist schlicht zu jung“, sagt Angerer. Deshalb soll auch herausgearbeitet werden, welcher Rahmen im Land ausländischen Investoren Sicherheit gibt.

Zunächst wollen die Forscher aber genau wissen, was ein Projekt erfolgreich macht. Die wenigen Studien, die es dazu gibt, haben ergeben: Die Chance auf Unterstützung ist grösser, wenn die Idee in einem Video erklärt wird, oder der Gründer besonders viele Facebook-Freunde hat. Im Moment erstellt das Team eine virtuelle Plattform mit Ideen, zwischen denen sich Test-Investoren entscheiden können. Infos dazu wie auch für die am 9. November 2015 stattfindende Tagungsveranstaltung zum Thema Crowdfunding finden sich auf www.uni.li/crowdfunding. So kann bald jeder dazu beitragen, dass eines Tages regionale Projekte das Fliegen lernen.

* Dieser Artikel erschien ursprünglich in der November 2015 Ausgabe des Wissensmagazins Denkraum.