„Crowdfunding“ ist eine Finanzierungsform, bei der Kapital durch eine Vielzahl an Investoren aufgebracht wird, deren jeweilige Investments unterschiedlich hoch sein können. Diese vergleichsweise junge und flexible Finanzierungsalternative wächst äusserst dynamisch und bietet interessante Möglichkeiten sowohl für Investoren, die auf der Suche nach neuen Anlagemöglichkeiten sind, als auch für kapitalsuchende Unternehmen, die damit sowohl kleinere Beträge als auch Mittel für Projekte jenseits der Millionengrenze einwerben können.
Echte Investmentalternative
Die Ursprünge dieser „Schwarmfinanzierungen“ liegen in Musik- und anderen Kreativprojekten. Diese Art der Kapitalaufbringung hat sich insbesondere aufgrund der unkomplizierten Möglichkeit zur Investition auch kleinerer Beträge rasch auf andere Sektoren ausgebreitet und sich als echte Investmentalternative für Anleger entwickelt, die damit auch eine breitere Diversifikation ihres Portfolios erreichen können. Insbesondere im deutschsprachigen Raum findet sich auch der Begriff des Crowdinvesting, der üblicherweise für die Zurverfügungstellung von Eigenkapital verwendet wird, während der Begriff des Crowdfunding sowohl für gegenleistungsfreie Finanzierung (Spenden) als auch für Fremdfinanzierung durch eine Vielzahl von Investoren verwendet wird.
Eine wesentliche Voraussetzung für Crowdfunding ist das einfache und breite Verfügbarmachen von Informationen (über Projekte, Geschäftsideen, Unternehmen, etc.), die durch das Internet ermöglicht wird. Spezielle Crowdfunding-Plattformen bringen interessierte Investoren und Unternehmen mit Kapitalbedarf zusammen. Durch die Vielzahl derartiger Projekte auf den Plattformen wird Crowdfunding-Investoren eine entsprechende Diversifikation ermöglicht.
Steigende Popularität
Kapitalnehmer beim Crowdfunding reichen von Einzelpersonen über Unternehmen bis hin zu Non-Profit-Organisationen. Unternehmen, die Fremdkapital via Crowdfunding beschaffen möchten, wenden sich mit detaillierten Informationen über sich selbst bzw. das zu finanzierende Projekt an eine Crowdfunding-Plattform. Diese entscheidet auf Basis der gelieferten Informationen sowie einer Einschätzung der Erfolgsaussichten, ob die angestrebte Finanzierung in die Plattform aufgenommen wird und schlägt dabei auch die Finanzierungskonditionen vor. Eine Finanzierung über Crowdfunding-Plattformen kann neben der Kapitalaufbringung auch noch weitere Funktionen erfüllen, wie z.B. positive PR für das Unternehmen, Aufmerksamkeit für das neue Projekt sowie Feedback von der Crowd über den durch die Plattform ermöglichten Zugang zu einem breiten Wissenspool (der prospektiven Investoren).
Für die steigende Popularität von Crowdfunding gibt es vor allem zwei Gründe: Zum einen ist es für Unternehmen angesichts verschärfter regulatorischer Vorgaben im Bankensektor schwieriger geworden, ihren (Fremd-)Kapitalbedarf über traditionelle Finanzierungsformen wie z.B. den klassischen Bankkredit abzudecken. Dies erzeugt eine entsprechende Nachfrage nach alternativen Finanzierungsformen. Zum andern suchen angesichts sinkender Renditen und steigender Risiken bei traditionellen Assetklassen viele Investoren nach alternativen Anlagemöglichkeiten, sodass die steigende Kapitalnachfrage der Unternehmen auch auf ein entsprechendes Kapitalangebot seitens der Investoren trifft. Durch die übersichtliche und attraktive Präsentation der für Investoren relevanten Informationen mittels moderner Kommunikationstechnologien können beim Crowdfunding erfolgreich neue Investoren von Ideen überzeugt werden, die ansonsten keine klassischen Geldgeber wären. Dies wirkt als starker Katalysator für das aktuelle Wachstum des Marktes.
Angesichts der Bedeutung des Themas organisiert der Lehrstuhl für Finance an der Universität Liechtenstein am 9. November 2015 eine Abendveranstaltung zum Thema Crowdfunding, bei der die zentralen Rahmenbedingungen sowie Vor- und Nachteile behandelt werden, die für Unternehmen und potenzielle Investoren relevant sind. Nähere Informationen finden sich unter www.uni.li/crowdfunding.
Autoren:
Prof. Dr. Michael Hanke ist Inhaber des Lehrstuhls für Finance am Institut für Finanzdienstleistungen an der Universität Liechtenstein, Dr. Martin Angerer ist Assistenzprofessor am Lehrstuhl für Finance am Institut für Finanzdienstleistungen an der Universität Liechtenstein.