Die stark veränderten Marktbedingungen und der verschärfte Wettbewerb der Standorte fordern ständige Erneuerung. Für Regierungschef Adrian Hasler ist die Innovationsfähigkeit eine Schlüsselkompetenz, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Es geht nicht darum, dass der Staat vorgibt, welchen Branchen die Zukunft gehöre oder dass staatliche Fördergelder bereitgestellt werden. Vielmehr sollen junge und etablierte Unternehmen in Liechtenstein den optimalen Rahmen für Innovationen erhalten. Liechtenstein soll als Raum wahrgenommen werden, in dem innovative Produkte und Dienstleistungen willkommen sind.
(Bildautor: Tatjana Schnalzger)
Das Ministerium für Präsidiales und Finanzen unter der Führung von Regierungschef Adrian Hasler hat sich im vergangenen Jahr intensiv mit den Entwicklungspotenzialen zur Stärkung der Innovationsfähigkeit in Liechtenstein auseinandergesetzt. Dialoge mit Unternehmern ergaben viele wertvolle Anregungen und Ideen. Unter dem Dach „Liechtenstein Impuls“ präsentierte die Regierung zielgerichtete Massnahmen zur Stärkung der Innovationsfähigkeit. Mit der Veranstaltung am 19.11.15 zum Thema «Erfolgsfaktor Innovation» im KOKON Corporate Campus in Ruggell wurde ein weiterer Impuls gesetzt, das Thema Innovation breiter in der Öffentlichkeit zu diskutieren.
Neben Regierungschef Adrian Hasler referierte Frank Thelen, einer der wichtigsten Start-up-Förderer Deutschlands, als «Keynote Speaker» zum Thema «Bedeutung von Innovationen und Start-ups». Als CE0 der Venture-Capital-Gesellschaft e42 finanziert und unterstützt er technologie- und designgetriebene Gründer in der Seed- und Early-Stage-Phase. Bekannt ist Frank Thelen auch aus der Fernsehsendung «Die Höhle der Löwen» auf VOX. Der Abschlussdiskussion schlossen sich die zwei liechtensteinischen Unternehmer Thomas Vogt (Adlos AG, Balzers) und Oliver Oehri (CSSP AG, Vaduz) sowie Prof. Christian Marxt (Universität Liechtenstein) an.
Innovativen Menschen den roten Teppich ausrollen
«Innovative Menschen müssen ermutigt werden, ihre Ideen umzusetzen. Sie sollen in Liechtenstein einen idealen Nährboden vorfinden, um ihre Ideen zu realisieren und zum Markterfolg zu bringen. Denn ich möchte, dass auch die nächste Generation ausreichende und gut bezahlte Arbeitsfelder vorfindet», betonte Regierungschef Adrian Hasler im Vorfeld der Veranstaltung. Seine Mission ist es, Kapitalgeber, Innovatoren und Gründer zusammenzubringen und innovativen Menschen den roten Teppich ausrollen.
Besonders die Einführung der Gesellschaftsform «Liechtenstein Venture Cooperative» (LVC) soll dazu beitragen. Denn Firmengründer wollen innovativ sein und sich nicht im administrativen Problemen beschäftigen. Adrian Hasler betonte, dass die Regierung mit dieser LVC genau dort ansetzen wolle. Die Regierung stelle online verschiedene Formulare bereit, damit Gründer ohne grossen administrativen Aufwand und ohne hohes Startkapital, aber mit einer gewissen Rechtssicherheit, sofort mit der Arbeit beginnen können. Wenn das Start-up dann eine gewisse Flughöhe erreicht habe, könne es in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden.
Gerade zu Beginn der Gründung sollen die Hürden und Auflagen bewusst möglichst klein gehalten werden. Kreativen Köpfen wird somit im Entwicklungsprozess ein rechtlicher Rahmen geboten. LVC-Gründer könnten ihr Entwicklungsteam am potenziellen Markterfolg beteiligen, deren Arbeitsleistung werde als Investition eingebracht. Auch Frank Thelen sieht in dieser Rechtsform grosses Potenzial: «Ich glaube, das ist eine super Sache. Damit wird das Gründen von Firmen einfach und effektiv.»
Frank Thelen – «Gründen ist gut, Gründen lohnt sich.»
Laut dem bekannten deutschsprachigen Investor wird sich in den Branchen vieles ändern, aber eine Firma zu gründen, lohnt sich. Denn gerade die heutigen Zeiten seien ideal für Gründer: praktisch unendliche Speicherplätze, Hochleistungscomputer, eine globalisierte Welt und vieles mehr. Thelen selbst sieht die Zukunft in der Software: «Wer in der morgigen Welt nicht programmieren kann, ist praktisch Analphabet.» Denn die Welt werde in verschiedensten Bereichen komplett umgestellt, exemplarisch verdeutlichte er dies am Wandel im Bankwesen oder Verkehrswesen.
Keine Schulden machen und Scheitern als eine Option ansehen
Bereits zu Beginn gibt Thelen jungen Gründern seinen wichtigsten Tipp: «Seit mutig, investiert, macht – aber geht niemals unter Null! Bedenkt aber, Scheitern ist eine Option, Scheitern gehört auch mit dazu.» Aus eigener Erfahrung weiss er, Schulden sind eine riesige Hypothek, um danach wieder etwas aufzubauen. In jungen Jahren ist er mit einem Unternehmen gescheitert. Hat ein zuerst gut funktionierendes Unternehmen in den Sand gesetzt und war dann nach der Jahrtausendwende mit einer Million Mark verschuldet. Er habe mit seinem privaten Vermögen gehaftet und das sei eine sehr bittere Erfahrung für ihn als junger Mann gewesen. Scheitern ist eine Option, diese Lektion hat Frank Thelen in jungen Jahren selbst gelernt.
(Bildautor: Tatjana Schnalzger)
«Es gibt keinen 10-Punkte -Plan, welcher eine erfolgreiche Gründung garantiert.»
Mit einem kurzen Rückblick auf seine unternehmerische Tätigkeit liess Thelen die Zuhörer auch gleich wissen, was einen erfolgreichen Gründer ausmacht. So sei Gründen einerseits ein knochenharter Job: «Oftmals sieht man nur die positiven Dinge des Unternehmertums. Wie knallhart aber das Gründen und Aufbauen einer erfolgreichen Firma ist, wird oft vergessen.» Man ernähre sich jahrelang hauptsächlich von Cornflakes und habe kaum Zeit für Kontakte zu Familie oder Freunden. Man stecke sein ganzes Herzblut in nur ein Projekt. Nur, um am Ende vielleicht doch zu scheitern. Wer allerdings nicht bereit ist, alles, wirklich alles einem Projekt unterzuordnen, hat aber bereits von Beginn an verloren. Hinter dem Erfolg steckt immer harte Arbeit. Unter 14 Stunden am Tag, die man ins Unternehmen investiert, geht laut Thelen nichts. Das ist ein hartes Thema, aber das ist so. Ein Halbzeitding wird nicht funktionieren. Diese Erfahrung teilt auch Thomas Vogt: «Es ist wirklich kein Teilzeitjob. Es ist Vollgas.»
An der Abschlussdiskussion, an welcher neben Frank Thelen und Adrian Hasler auch Christian Marxt, Studienleiter des Masterstudiengangs Entrepreneurship und Inhaber des Lehrstuhls für Technologie und Entrepreneurship an der Universität Liechtenstein, Thomas Vogt, CEO Adlos AG Balzers, und Oliver Oehri, Founding Partner des Center for Social and Sustainable Products (CSSP) AG, mitdiskutierten, wurde intensiv über Voraussetzungen und Chancen für Liechtenstein sowie die optimalen Rahmenbedingungen für Innovation gesprochen.
„Gründen kann man nicht studieren – man kann es nur machen.“
In Liechtenstein sollen aber nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen optimiert werden, sondern durch Angebote der Universität Liechtenstein im Bereich Entrepreneurship (Unternehmertum) werden Menschen auch zum Unternehmer ausgebildet. So sollen zum Beispiel Berufstätige im Rahmen einer neu zu schaffenden Studiengangergänzung an der Universität eine Geschäftsidee testen und umsetzen können. So hofft man, noch mehr Liechtensteiner zum Schritt in die Selbstständigkeit zu motivieren.
Als Studiengangleiter des Masterstudiengang Entrepreneurship erklärt Christian Marxt: «Wir haben an der Universität Liechtenstein ein Masterprogramm entwickelt, das es erlaubt, nicht nur über das Gründen zu reden, sondern es auch zu tun. Schliesslich kann man Gründen nicht studieren, man kann es nur machen.» Zwar würde die Hälfte der Studenten mit der ersten Idee grandios scheitern, aber auch dies sei Teil des Lernprozesses, wie ihn auch schon Frank Thelen erlebte. Ausserdem wurde deutlich, dass es wichtig ist, dass erfolgreiche Gründer wiederum in innovative Jungunternehmer investieren und so ihr Wissen oder andere wichtige Ressourcen weitergeben. Aufgabe des Staates sei es lediglich, die richtigen Rahmenbedingungen für Innovationen in Liechtenstein bereitzustellen.