Erstens: Alles ist Landschaft! Auch der bebaute, verdichtete und von Netzwerkbeziehungen zwischen Siedlungskernen geprägte Raum ist Landschaft. Innerhalb dieser urbanen Landschaft gilt es, den banalen und (un)gestalteten Situationen die entsprechende planerische Aufmerksamkeit und ästhetische Fürsorge zukommen zu lassen. Denn im Zuge der Umsetzung einer Siedlungsentwicklung nach innen stehen diese alltäglichen Landschaftsqualitäten besonders unter Druck.
Zweitens: Es gilt, das Erfahrungswissen der Bewohnerinnen und Nutzer urbaner Landschaften anzuerkennen und in Planungsprozesse zu integrieren. Die Alltagsexperten, die in einem Quartier, Dorf oder einer Agglomeration wohnen und arbeiten und mit ihrem Gebrauch der gebauten Umwelt einen Schatz an impliziten Wissen besitzen, sind zum Ausgangspunkt der Frage zu machen, welche Landschaftsqualitäten wir im Zuge einer Siedlungsentwicklung nach innen bewahren, neu schaffen oder weiterentwickeln wollen.
Die Forschungsergebnisse können frei zugänglich heruntergeladen werden.
Die Ergebnisse der beiden Forschungsprojekte «Neuland: Expeditionen zu den Zwischenräumen Liechtensteins» und «Landschaft neu denken» sind in drei Booklets und einer Gebrauchslandschaftskarte publiziert und bilden die ersten Publikationen der Schriftenreihe.
Urban Landscape Living Lab
Gebrauchslandschaftskarte
Die Gebrauchslandschaftskarte können Sie hier downloaden.
Alles ist Landschaft
Landschaft inszenieren – ein Plädoyer
In den letzten Jahren hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen, hinsichtlich der Frage wie Siedlungen entwickelt werden sollen: Sie sollen nach innen und von der Landschaft ausgehend gedacht werden. Dies ist zu begrüssen. Doch Wunsch und Realität klaffen gegenwärtig weit auseinander: Dem romantisierten Bild der arkadischen Landschaft steht die Realität von Autobahnen, die monokultivierte Ackerflächen in einer zersiedelten Fläche durchschneiden, gegenüber. Wir plädieren dafür, dass Landschaften wieder besser inszeniert werden müssen, um qualitätsvolle Rückzugsräume und Aufenthaltsorte für die wachsende Bevölkerung zu schaffen.
Dem Plädoyer liegt die Überzeugung zugrunde, dass wir von der Vergangenheit lernen können. Mit dem Blick der Renaissance auf die Lebenswirklichkeit des Menschen erhält die Landschaft, ihre Nutzung und Gestaltung erstmals in nachantiker Zeit wieder einen wichtigen Stellenwert als solche und im Hinblick auf die Architektur. Davon ausgehend untersuchten wir in einer historischen Studie die ästhetischen Mechanismen und gesellschaftlichen Inszenierungsmodi von Landschaft bis in unsere Gegenwart, um herauszufinden, wie sich das Verständnis von und der Begriff Landschaft seit der Renaissance (mit Fokus auf Architektur und Raumentwicklung) entwickelt hat. Welche inszenatorischen Mittel sind zu erkennen? Und wie können diese auf den heutigen Kontext übertragen werden?
Dieses Plädoyer offeriert eine neue Lesart von Landschaft und identifiziert überzeitliche, inszenatorische Praktiken zur Gestaltung einer ästhetischen Landschaft. Es zeigt sich, dass inszenatorische Praktiken wieder stärker Teil unserer Planungskultur werden müssen, um Siedlungsstrukturen von den Freiräumen aus zu denken. Besonders grossformatige Architekturausstellungen in der Landschaft, die unter anderem als Inkubatoren für Raumentwicklungsprozesse gesehen werden, können diese Praktiken heute initiieren und langfristig als Planungsinstrumente für eine ästhetische Landschaftsgestaltung etablieren.