- HALTUNG
Landschaften sind nichts Vorgefundenes, noch sind sie etwas Selbstverständliches. Über alltägliche Kulturpraktiken – wie etwa essen, spielen, glauben, kuratieren, konstruieren wir uns Landschaft und formen sie somit in ihrem Erscheinungsbild, in ihrer Atmosphäre, in ihrem Sein, um sie an uns und an unseren kulturellen Kontext anzupassen. Im Vordergrund steht jedoch der Mensch selber, der über vielseitige Formen der im‐/materiellen Kommunikation Landschaften konstruiert. «Als das Kind Kind war, ging es mit hängenden Armen, wollte der Bach sei ein Fluss, der Fluss sei ein Strom und die Pfütze das Meer.»2
- STUDIO
Im Studio erkunden wir die verschiedenen Schichten von Landschaft: wir lesen Landschaft durch die Brille der Literatur, Kunst, Kulturwissenschaften und Architektur. Das Schaffen/ Machen steht dabei im Mittelpunkt – wie das Wort Landschaft/ Land schaffen bereits bedingt. „Now productivity decides.“ (A.R.Penck) Unsere Erkenntnisse manifestieren wir in Text und Raum: Kompilationen verbalisieren unsere Haltung; unser Studio fungiert als Wunderkammer: «Wunderkammern sind aus der Bezugnahme des Menschen zum Raum und zu den Dingen hervorgegangen. Als Sammlungsorte für die unterschiedlichsten Dinge sind sie eigentlich nicht Vorläufer von Museen, sondern verkleinerte Abbilder des gesamten Makrokosmos und damit begehbare Modelle einer dreidimensionalen Vorstellungswelt»3.
- ARBEITSWEISEN UND WERKZEUGE
Die Initialen unserer Schaffensprozesse vermuten wir im konstruktiven Prinzip. Die Wahrheitsfindung erschliesst sich bruchstückhaft aus Wissensfragmenten, die zu einem dreidimensionalen kognitiven Konstrukt heranwachsen und eine Erfinderlust wecken dieses Wissen in neue eigene Architekturen d.h. räumliche sowie formale Strategien zu überführen. Wir wollen Fertigkeiten erlangen, die sich der Referenzlosigkeit 4 einer ausschliesslich digital generierten Welt entgegenstellen und das taktile Original mit‐zelebrieren.
- AUFBAU
CHAPTER ONE, With Us in the Nature «Here a senseless fence shows man’s hand upon the greenery and foliage. This thin bending moving grass keeps the foreground what it is in light and in one piece. Move your eye on and out to the distant shadow telling of another past. Only the fence and the middleground being really in the picture this time. Light falls upon the surface telling us all about it. We never will forget it you know.»5 PERFORMATIVE—PERFORMATIV; SAMMELN—ZOOMING
Wochen 1–4_Ideen–Forschung, Manifest mit Text und Modell
CHAPTER TWO, A Glimpse into the Abstract World «View all but learn to expect Nothing. Surrounded by emotional substance we endeavor to draw into ourselves all emotional forces and ambitions. Evidence in glass, paper, walls, sticks, birds, foodstuffs, deco‐lamps, the written word, carpets, skirts, cocks and socks. To register an accuracy of significance in the smile or the grimace, the rising and the falling. To be moralistically involved is not a bad thing. Nevertheless we return always.»6 CONSTRUCTIVE—KONSTRUKTIV; VERDICHTEN—CONCENTRATE
Wochen 5–8_Seminarwoche: Konzeptarchitektur, Manifest mit Modell und Zeichnungen
CHAPTER THREE, The Reality in our Living «OUR PLACE», «SLEEPING PLACE», «THE ARCH», «DREAMING», «ARCHES BY NIGHT», «COBBLESTONES», «US», «THE TIRED», «DAY BREAK», «DAWN», «RAINING», «WAKING», «TRAINS» «PASSING”, «PAVEMENT», «STRAYING», «OUR ARCHES», «AWAY», and «EAT».7 SCULPTURAL—BILDNERISCH; KURATIEREN—DISPLAY
Wochen 10–14_Architektur, Manifest mit Modell und Zeichnungen
SEMINAR: Auslegen—Suche nach dem Wissen Im Alpenhof finden wir unseren Rückzug, kompilieren Text und Skulptur. «Hier, auf 1110 Metern über Meer, mit Blick auf das Rheintal und den Bodensee, trifft Weite auf Weile, Alpstein auf Nebelmeer, Ostschweiz auf Übersee, Alpaufzug auf Astronomie»8 . Die Jukebox begleitet uns musikalisch. Wir untersuchen, wie Negativ und Positiv Räume schafft, ergänzt, verändert. Punktuell steigen wir hinab in die Stadt und besuchen das Sitterwerk St.Gallen mit der Kunstgiesserei, dem Kesselhaus Josephsohn und der Kunstbibliothek mit seiner Materialsammlung.
Woche 5: Auslegen—Suche nach dem Wissen, 06. – 11. Oktober
2 Wim Wenders (director, writer) (1987). Himmel über Berlin [film]. Berlin: Wim Wenders.
3 Gabriele Bessler (2012). Raumfindung Wunderkammer, ein Weltmodell aus dem 16. Jahrhunder. werk, bauen+wohnen, 12, 12— 19.
4 Jean Beaudrillard (2008). Warum ist nicht alles schon verschwunden? Berlin: Matthes & Seitz.
5 Gilbert&George (2012). Side by Side. London: Walther König & Enitharmon Editions, S.7.
6 Ebd., S.115.
7 Ebd., S.138–170.
8 http://www.alpenhofalpenhof.ch/