Studio Egg

Hauptstudium 3. – 6. Semester Entwurf mit Integration Modul A

Modulgruppe A - Darstellung, Vermittlung & Produktion
Dozent: Urs Egg
Integrationsdozentin: Cornelia Faisst

Luftschloss_Begriffsbildung eines Denkmodells

1. STUDIO
Unser Studio gleicht einem Luftschloss im Sturm, der über eine Landschaft hinwegfegt. Der Sturm hat ein Anfang und ein Ende, während die Landschaft unendlich ist. Gertrude Stein unterscheidet in «The Geographical History Of America»1 zwischen der Natur des Menschen und seinem Geist. So steht die menschliche Natur für die Identität, die Institution, die
Anlage, den Rahmen, das Messbare, die Historie, die Fertigkeit und eine begrenzte Zeit. Die Landschaft aber entspricht dem menschlichen Geist, sie ist unendlich. Sie absorbiert die Spuren des Sturms, sie ist unverwechselbar und frei.
Wochen 1-­‐3: Verständnis, Begriffsbildung, Konzept.

2. ARBEITSWEISEN UND WERKZEUGE
Die Initialen unserer Schaffensprozesse vermuten wir im konstruktiven Prinzip.
Die Wahrheitsfindung erschliesst sich bruchstückhaft aus Wissensfragmenten, die zu einem
dreidimensionalem kognitiven Konstrukt heranwachsen und eine Erfinderlust wecken dieses Wissen in
neue eigene Architekturen d.h. räumliche sowie formale Strategien zu überführen. Wir wollen
Fertigkeiten erlangen, die sich der Referenzlosigkeit 2 einer ausschliesslich digital generierten
Welt entgegenstellen und das taktile Original mit-­‐zelebrieren.
Wochen 1-­‐3: Literaturliste, Vorbereitendes Mapping, Erörtern von darstellenden
Anwendungstrategien für das New York Seminar.

3. SEMINAR NEW YORK: Expedition — vom Flaneur zum Forscher und Erfinder
Das Luftschloss nimmt Kurs nach New York auf. Im Programm miteingeplant ist der aktive Austausch mit einer architektonischen Denkstätte in New York City. Die Cooper Union gilt als eine Schule mit Pioniergeist. Uns interessiert die Entstehungsgeschichte, Ideologie sowie die heutige Positionierung aus der Sicht von Studierenden und Lehrenden im Vergleich zu unserem Studiokonzept, welches in einem Manifest festgehalten werden soll. Der Begriff Manifest ist auch der Aufhänger unserer Forschungsmaterie: Rem Koolhaas' «Delirious New York, A Retroactive Manifesto for Manhattan»3 ist eine Untersuchung mit Modellcharakter, das in den 1970‘er Jahren zusammengetragen wurde und mit
einer fiktionalen, darstellenden Konklusion einen Abschluss fand. Unsere Expedition nach New York zielt darauf ab unser eigenes Verständnis der Zusammenhänge dieser einzigartigen Urbanität zu bilden. Entsprechend sammeln wir Forschungsmaterial, überführen dieses in eine Dokumentation und erarbeiten simultan ein gemeinsames Projekt zur Evaluation und Reflektion. Wichtig für die Untersuchung ist der geografische Ort als solches sowie der Ursprungsgedanke einer neuen Welt, welche sich aus Komponenten der alten Welt zusammenfügt, die aus ihrem Kontext herausgelöst auf
diese mythische Insel4 transferiert wurden.
Welcome to the Dreamland, 10. -­‐ 19.März

4. MANIFESTO, BIENNALE VENEDIG
Materialtransfer aus der New York Expedition in ein Dokumentarisches Format, welches im Salon Suisse 2016 — am Eröffnungsanlass der 15. internationalen Architekturausstellung an der Biennale in Venedig 5 — samt unserem erarbeiteten Studiokonzept/Manifesto publiziert und bekanntgemacht wird.
Wochen 5-­‐9_Zwischenkritik


5. LUFTSCHLOSS
to enter a house is to enter a mind6
Wir gründen das Haus der Gedanken. Gemeinsam als Ateliergruppe setzen wir die Erkenntnisse der vorangegangen neun Wochen physisch um. Ein Modell und Zeichnungen komplementieren das MANIFESTO.
Wochen 10-­‐16_Endkritik: Konzeptarchitektur, Manifest mit Modell und Zeichnungen

 

1 Gertrude Stein, The Geographical History Of America, 1936, Johns Hopkins University Press,
Baltimore 1995 

2 Jean Beaudrillard, Warum ist nicht alles schon verschwunden? Matthes & Seitz, Berlin 2008
3 Rem Koolhaas, Delirious New York, A Retroactive Manifesto for Manhattan, Neue Ausgabe, The
Monacelli Press, USA 1994
4 ibid
5 https://biennials.ch/home/BiennalDetail.aspx?Biennalld=74&PosLeft=-­‐4155px
6 Alfred Gell, Art and Agency, An Anthrophological Theory, The Maori Meeting House, Oxford
University Press 1998