Herr Hengstschläger, ist man zur Innovation geboren oder schafft man Innovation durch Fleiss und Übung?
Innovationen werden von Menschen gemacht. Jeder Mensch kommt mit seinen individuellen genetischen Leistungsvoraussetzungen zur Welt. Die sind aber nichts wert, wenn wir sie nicht entdecken und durch harte Arbeit in eine besondere Leistung (Innovation) umsetzen. Stärken stärken statt Schwächen bekämpfen, gepaart mit der entsprechenden Portion Mut schafft dafür die besten Voraussetzungen.
Welches Umfeld begünstigt aus der Sicht des Forschers und Beraters Innovation?
Um vom Forschungslabor zu einem neuen marktreifen Produkt zu kommen, braucht es meiner Meinung nach neben harter Arbeit (Konstanz, Konsequenz und Fleiss) ein Klima des Vertrauens, wo auch ausgefallene Ideen kommuniziert werden dürfen, die Ermöglichung von Begegnungen und Gesprächen, Design Thinking - um sich auch bestimmter Prozesse vom Verstehen, über die Idee hin zum Austesten bedienen zu können und Serendipity – damit zufällige Entdeckungen willkommen sind und auch immer auf ihre Relevanz untersucht werden können.
Wenn wir Begriffe jonglieren – disruptive Innovation versus inkrementelle Innovation, „open innovation“, Schwarmintelligenz – wo sehen Sie die erfolgversprechendsten Rezepte für echte Innovation?
In diesem Fall ist mir eigentlich jeder Weg nach Rom recht. In meinem Fach finden heute aber die meisten Innovationen über Step-by-step-Prozesse ihren Weg.
Zur Person
Professor Markus Hengstschläger leitet das Institut für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität Wien. Der Wissenschaftler unterrichtet seit über zwei Jahrzehnten Studierende, betreut Patienten und berät Regierungen und Firmen. Hengstschläger sitzt in mehreren Aufsichtsräten und ist unter anderem stellvertretender Vorsitzender der österreichischen Bioethikkommission und des österreichischen Rats für Forschung und Technologieentwicklung. Er ist Autor von drei Platz-1-Bestsellern („Die Macht der Gene“, „Endlich unendlich“ und „Die Durchschnittsfalle“).