von Kornelia Pfeiffer
Gerade träumt William Data von einem Smartphone, das spürt, wie er sich fühlt, und ihm dann Händels Wassermusik vorspielt. Dummerweise hatte er seine Wecker App auf Regen und Gewitter eingestellt. Ohne Kaffee geht jetzt gar nichts! William murmelt «Espresso» – und eine Frauenstimme aus seinem hörenden und sprechenden Kaffeeautomaten sagt freundlich: «Lassen Sie es sich schmecken». Von Montag bis Mittwoch arbeitet er im Home-Office, den Rest der Woche hat er für Begegnungen mit Kunden, Partnern und Gästen reserviert.
Fit mit Sensoren und Apps
Er will effizient arbeiten, gesund und glücklich sein und das Leben bewusst verbringen. Wenn er sich bewegt, zählt ein kleiner Stick am Bund seiner Anzughose seine Schritte und rechnet sie in Kalorien um. Der 30-Jährige will in jeder Beziehung fit sein, und um sein Ziel zu erreichen helfen ihm rund um die Uhr kleine Maschinen: Sensoren, die er am Körper trägt, Apps auf seinem Smartphone und Programme auf seinem Laptop. Was ihm noch fehlt? Ein Algorithmus, der die langen Mails seiner Arbeitskollegen auf den Punkt bringt. Auch auf ein intelligentes Auto, das sich selbst durch den Berufsverkehr steuert, muss er noch etwas warten. Damit kann er dann Zeit für sich gewinnen, im Auto lesen, die Sportschau vom Samstag schauen, oder das nächste Meeting vorbereiten.
Die Assistenzsysteme mit dazugehöriger Sensortechnik gibt es schon. Bremsen, ausweichen, Hindernisse erkennen, das können Bordcomputer bereits. Heute muss William noch selbst lenken, ist unterwegs im Auto aber so online und vernetzt wie zu Hause. So findet er nicht nur jenen Parkplatz von 15 Millionen in Europa, den er gerade braucht, sondern auch das neueste Restaurant.
Shoppen beim Warten auf die U-Bahn
Im Büro angekommen steht die erste von zahlreichen Videokonferenzen an, dabei sind fast alle Kontinente zugeschaltet.
Nur für Asien gibt es heute eine extra Konferenz – wegen der Zeitunterschiede. Würde William in Seoul leben und U-Bahn fahren, dann könnte er jetzt in einem virtuellen Supermarkt einkaufen. An den Wänden des Bahnhofs kleben lebensgrosse Fotos von Supermarktregalen. Jedes gezeigte Produkt ist mit einem QR-Code versehen, den er mit seinem Smartphone fotografieren kann. Bezahlen geht ebenfalls via Mobiltelefon. Und kommt er dann nach einem langen Tag abends nach Hause, stehen die beim Warten bestellten Produkte schon vor seiner Tür. Perfekt, seufzt William.
Daten sind sauber, leise und brauchen kaum Platz – als Standort für Daten und entsprechende Dienstleistungen könnte der Wirtschaftsstandort Liechtenstein richtig gut punkten.
«Derweil steuert in seinem «Smart Home» eine Box den Heizungsthermostat via Smartphone», erzählt Professor Jan vom Brocke die Geschichte des erfundenen und doch realen William ein Stück weiter. «Die Informationstechnologie kann uns ganz neue Perspektiven eröffnen, wir müssen aber auch lernen sie sinnvoll einzusetzen», sagt der Prorektor für Forschung und Transfer an der Universität Liechtenstein sowie Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik und Inhaber des Hilti Lehrstuhls für Business Process Management, und ergänzt: «Daten sind sauber, leise und brauchen kaum Platz – als Standort für Daten und entsprechende Dienstleistungen könnte der Wirtschaftsstandort Liechtenstein richtig gut punkten.»
* Dieser Artikel erschien ursprünglich in der November 2014 Ausgabe des Wissensmagazins Denkraum.