Kleiner werdende Haushalte haben den Wohnflächenkonsum trotz zusehends dichterer Bauweise nach oben schnellen lassen. Wie kann der Liechtensteiner Wohnungsmarkt nun sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltig gestaltet werden? Wie gestaltet sich die Situation in den Nachbarländern?
Diese Fragen bieten viel Diskussionsbedarf! Das dachten sich auch die rund 50 Teilnehmenden, die der Einladung der Liechtenstein School of Architecture der Universität Liechtenstein und der Stiftung Zukunft.li zu einer gemeinsamen Podiumsdiskussion gefolgt waren. Thomas Lorenz, Geschäftsführer der Stiftung Zukunft.li, eröffnete den Abend mit einem Impulsreferat zu den wichtigsten Kennzahlen des Liechtensteiner Wohnungsmarkts. Dabei wurde ersichtlich, dass sich Liechtenstein mittlerweile zu einem Land der Mietenden und Stockwerkseigentümerinnen und -eigentümer gewandelt hat – und dass die Bevölkerung Liechtensteins auf grossem Fuss leben. So liegt die durchschnittliche Wohnfläche pro Person in Liechtenstein bei 55 m² – rund acht Quadratmeter mehr als in den Nachbarländern.
Wie kann die öffentliche Hand nun eingreifen, um einen nachhaltigen Wohnungsmarkt zu garantieren? Gabriela Debrunner, ETH Zürich, und Johannes Herburger, Universität Liechtenstein, beleuchteten dafür die aktuelle Situation, die Akteure und die Instrumente der Wohnungspolitik in Vorarlberg und der Ostschweiz. Während die Schweiz seit rund 10 Jahren eine stringente Politik der Innenentwicklung verfolgt, um die Landschaft zu schonen, ist Österreich vor allem für seine gemeinnützige Wohnungspolitik bekannt.
Mögliche Umsetzungsmassnahmen in Liechtenstein diskutierten Johannes Herburger und Gabriela Debrunner mit Harald Beck, Leiter Immobilien Confida AG und Initiator der Wohnbaugenossenschaft Liechtenstein, sowie Luis Hilti, Architekt und Postdoktorand, Urban Design & Spatial Development Unit der Universität Liechtenstein, im von Doris Quaderer, Stiftung Zukunft.li, moderierten Podiumsgespräch. Spannend für das Fürstentum ist sicher, dass man von den negativen Erfahrungen der beiden Nachbarländer viel lernen kann – einerseits wie konsequente Innenentwicklung auch sozial verträglich umgesetzt werden kann, andererseits, dass gemeinnütziger Wohnbau auch gut auf andere staatliche Instrumente wie die Miet- oder die Raumplanungspolitik abgestimmt werden muss. Wie Luis Hilti in seinem Schlussplädoyer ausführte, kann bereits die Modernisierung des Baugesetzes viele Vorteile für ökologische Nachhaltigkeit und Leistbarkeit bringen.
Abschliessend erläuterte Regierungsrätin Graziella Marok-Wachter die aktuellen wohnbau- und planungspolitischen Massnahmen der Regierung. Klar ist: ohne positive Haltung der Liechtensteiner Wählerinnen und Wähler sind grosse Veränderungen kaum machbar.