Anlässlich der heutigen Veröffentlichung der „Global University Entrepreneurial Students’ Spirit Survey“ (GUESSS) zeigte sich erneut die im internationalen Vergleich
überdurchschnittliche unternehmerische Kraft von Studierenden in Liechtenstein.
Entrepreneurship ist ein wichtiger Faktor für alle modernen Volkswirtschaften. Der Ausbau und die Förderung des unternehmerischen Handelns stehen weit oben in der Wunschliste der wirtschaftspolitischen Agenden. Aber wie unternehmerisch ist Liechtenstein wirklich, und wie schneidet es im internationalen Vergleich ab?
Ein international koordiniertes Forschungsprojekt, die „Global University Entrepreneurial Students’ Spirit Survey“ (GUESSS), hat sich 2011/12 bereits zum dritten Mal mit diesen Fragen beschäftigt. Dazu wurde im Rahmen einer weltweiten Befragung die „unternehmerische Kraft“ an Universitäten und Hochschulen in 26 Ländern gemessen. Insgesamt nahmen 93'265 Studierende an der Umfrage teil. Die vom Institut für Entrepreneurship an der Universität Liechtenstein ausgewertete Studie ergab eine Spitzenposition für Liechtenstein sowohl im deutschsprachigen Raum als auch im internationalen Vergleich.
Als wichtigste Grösse zur Bestimmung der unternehmerischen Kraft von Studierenden wurde der Entrepreneurship Index erhoben. Liechtenstein liegt mit 13.3 Indexpunkten über dem internationalen Durchschnitt von 12.4 und übertrifft damit deutlich alle deutschsprachigen Länder (Deutschland 10.5, Österreich 10.6 und die Schweiz 11.4). Damit werden die Ergebnisse der GUESSS Studien aus den Jahren 2006 und 2008 bestätigt, in denen Liechtenstein bereits eine Spitzenposition aufweisen konnte.
Darauf aufbauend wurde nach den konkreten Berufsabsichten der Studierenden sowohl nach dem Studium als auch fünf Jahre später gefragt. Direkt nach dem Studium bevorzugen 81 Prozent der Studierenden ein Angestelltenverhältnis, 7 Prozent möchten ein Unternehmen gründen, 5 Prozent wollen eine Unternehmensnachfolge antreten und 7 Prozent beabsichtigen, eine andere berufliche Laufbahn einzuschlagen. Dieses Bild verändert sich fünf Jahre nach dem Studium grundlegend. Der Berufswunsch als Angestellter tätig zu sein nimmt markant ab, nämlich von 81 auf 23 Prozent. Diese Entwicklung wird durch zwei Tendenzen aufgefangen. Erstens steigt die Absicht, ein eigenes Unternehmen zu gründen, von 7 auf 36 Prozent; zweitens nimmt die Absicht, eine Unternehmensnachfolge anzutreten, von 5 auf 30 Prozent zu. Demnach hat sich fünf Jahre nach dem Studium die Quote potenzieller Gründer verfünffacht und die Nachfolge anzutreten sogar versechsfacht.
Ob dieses grosse Potenzial an Unternehmensgründungen realisiert werden kann, hängt unter anderem von den Gründungsbarrieren und den Rahmenbedingungen an der Universität ab. Die subjektiv wahrgenommenen Gründungsbarrieren, beispielsweise das finanzielle Risiko oder zu viele gesetzliche Regelungen, liegen in Liechtenstein mit einem Wert von 3.6 Punkten deutlich unter dem internationalen Durchschnitt von 3.9 Punkten. Die Rahmenbedingungen setzen sich aus spezifischen Angeboten seitens der Universitäten und Hochschulen zusammen und können die unternehmerischen Absichten und Aktivitäten von Studierenden verstärken oder schwächen. Verschiedene Angebote der Universitäten wurden quantitativ als auch qualitativ abgefragt, beispielsweise Vorlesungen und Seminare, Netzwerke und Coaching sowie die Finanzierung von Neugründungen. Auch hier weist Liechtenstein überdurchschnittliche Ergebnisse auf. Alle Universitätsangebote wurden von Studierenden als sehr zufriedenstellend oder zufriedenstellend beurteilt.
Wie die Frage nach den Berufsabsichten gezeigt hat, wollen in Liechtenstein überdurchschnittlich viele Studierenden die Unternehmensnachfolge antreten. Dieses grosse Interesse kann darin begründet sein, dass insgesamt 35 Prozent aller Studierenden einen Elternteil haben, der mindestens ein eigenes Unternehmen besitzt. Damit liegt Liechtenstein um 6 Prozent über dem internationalen Durchschnitt und weist die höchste Quote der Studierenden aus Familienunternehmen aller deutschsprachigen Länder auf. Daraus ergibt sich ein zukünftiges Handlungsfeld für die Universität Liechtenstein, um die spezifischen Bedürfnisse der Studierenden, die aus Familienunternehmen kommen, zu befriedigen. Die Universität Liechtenstein hat bereits erste Schritte eingeleitet. Im Frühjahr 2012 wurde ein Kompetenzzentrum für Familienunternehmen aufgebaut. Zudem wird ab dem Wintersemester 2012 ein neuer Major „Family Business“ im Rahmen des Masterstudiengangs (MSc) Entrepreneurship angeboten.
Die Spitzenergebnisse von Liechtenstein haben mehrere Ursachen. Insbesondere ist auf die Ausbildung an der Universität Liechtenstein hinzuweisen, die nicht auf ein allgemeines BWL-Studium setzt, sondern einen klaren Entrepreneurship-Fokus hat. An der Universität Liechtenstein wird Entrepreneurship strategisch forciert und praktisch gelebt. Neben der Ausbildung, beispielsweise dem Entwickeln von Businessplänen sowie die aktive Förderung der Umsetzung dieser Geschäftsideen in reale Unternehmensgründungen, kann die Universität Liechtenstein und das Land Liechtenstein auf eine hervorragende gründungsunterstützende Infrastruktur zählen. Eine weitere mögliche Ursache kann im Gründungsklima im Alpenrheintal gefunden werden. Entrepreneurship wird in einer Region angeboten, in der das Unternehmertum eine lange Tradition hat und in der unternehmerische Initiativen von der Wirtschaft und Politik unterstützt werden.
GUESSS Survey 2012 (PDF)