«Die unglaubliche Vielfalt der Zersiedlung» - unter diesem Titel erarbeiteten 27 Geographie-Studierende der Universität Münster und Architektur-Studierende der Universität Liechtenstein in einer interdisziplinären Summer School zwischen 1. und 10. September 2022 Lösungen für zwei Quartiere in Vorarlberg. Beide Quartiere wurden ursprünglich fernab der traditionellen Siedlungsbereiche im Alpenrheintal und im Walgau errichtet, sind aber durch die Zersiedlung in das zusammenhängende urbane Gewebe Vorarlbergs hineingewachsen.
Sowohl die Südtirolersiedlung in Bludenz als auch das Quartier in Rankweil Paspels sind einem tiefgreifenden Strukturwandel unterworfen, in dem die bauliche Struktur der Siedlungen in die industrielle Transformation der Region und die sich verändernde Lebenswelt der Bewohner*innen eingebettet ist. Beide Siedlungen weisen einen Mangel an Treffpunkten und sozialen Infrastrukturen auf, sind einseitig ausgerichtet auf den motorisierten Individualverkehr – liegen aber direkt an bedeutenden Naherholungsgebieten und so ist auch die Wohnzufriedenheit in beiden Siedlungen relativ hoch.
Diesen Potentialen nahmen sich die Studierenden in fünf interdisziplinären Kleingruppen an und entwickelten innerhalb von nur einer Woche innovative Ansätze, mit denen die Lebensqualität in beiden Quartieren mit kleinen Eingriffen verbessert werden kann. Dabei verstanden es die Studierenden trotz der kurzen Vorbereitungszeit auf die Stärken der beiden Disziplinen einzugehen. So generierten sie mittels qualitativer Methoden detailliertes Wissen über das Leben der Menschen in den Quartieren und stimmten darauf ihre Modelle und Entwürfe ab. Neben der Verbesserung der Durchwegung und der Erschliessung der Freiräume, erarbeiteten die Studierenden in beiden Quartieren architektonische und organisatorische Konzepte für Gemeinschaftsräume und die Integration von marginalisierten Gruppen wie etwa Jugendliche.
Die Summer School war direkt in die Praxis der Quartiersentwicklung eingebettet, denn sowohl in der Südtirolersiedlung als auch in Paspels laufen aktuell solche Prozesse. Die Studierenden kamen dadurch in Kontakt mit Fachpersonen aus Raumplanung, Architektur und sozialer Arbeit und konnten ihre Projekte öffentlich präsentieren. Alle Projekte konnten somit direkt den Praktiker*innen mitgegeben werden, die sich zuversichtlich zeigten, das eine oder andere Element der Projekte in die weitere Arbeit in den Quartieren zu integrieren.