von Yvonne von Hunnius
Auch wenn es im Alltagsstress oft untergeht: Es ist einfach schön hier! Und für Talente ist das ein schlagendes Argument, um sich für das Rheintal als Lebensmittelpunkt zu entscheiden. «Die hohe Lebensqualität kann gar nicht oft genug als Attraktivitätsfaktor des Standorts betont werden, das zeigt unsere Studie deutlich. Insgesamt erreicht die Region sehr hohe Zufriedenheitswerte», sagt Stefan Güldenberg, Professor für Internationales Management. Lebensqualität spielt demnach eine besonders grosse Rolle, wenn es darum geht, sich für einen Wohnort zu entscheiden, der langfristig zu den eigenen Lebensplänen passen soll. Über 400 Personen aus der Vierländer-Region haben an der Untersuchung Anfang 2016 teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen, wie man am besten Talente anziehen und vor allem halten kann.
Familien fühlen sich wohl
Glücklich und sesshaft macht laut der Studie gerade die Nähe zu Familie und Freunden. Für Güldenberg spricht das in Bezug auf die Region dafür, dass Integrationsmassnahmen gelingen: «Auch hier findet man als Zugezogener nicht immer schnell Anschluss. Doch Unternehmen wie Hilti haben schon lange bemerkt, dass soziale Angebote neuen Mitarbeitenden helfen, sich bald heimisch zu fühlen.» Etwa Sportangebote des Arbeitgebers erleichtern das Knüpfen von Kontakten, die langfristig einen Freundeskreis bilden. Dies wird unterstützt durch ein regional stark ausgeprägtes Vereinswesen.
Glücklich und sesshaft macht gerade die Nähe zu Familie und Freunden.
Die Rheintaler messen nicht nur der Nähe zu Familie und Freunden, sondern auch Sicherheit und Karrieremöglichkeiten einen hohen Wert bei. Die niedrige Kriminalitätsrate, eine gesunde Wirtschaftsbasis und kurze Wege machen die Region attraktiv für Familien. «Das trägt dazu bei, dass das Rheintal in puncto Zufriedenheit sogar Ballungsräume ausstechen kann», sagt Güldenberg. Studien zeigen, dass Städte bei Kulturangeboten und Karriereaussichten topp sind, doch generell geringere Zufriedenheitswerte aufweisen.
Systeme ergänzen sich
Die Untersuchung betritt in vielerlei Hinsicht Neuland. An kaum einem anderen Ort hat bisher eine vergleichbare grenzüberschreitende Befragung über vier benachbarte politische Systeme stattgefunden. Die Ergebnisse verweisen darauf, wie sich die Region als Ganzes am besten positionieren kann. Schweizer und besonders Liechtensteiner sind etwa zufriedener mit ihren Rechts- und Steuersystemen als Deutsche und Österreicher. Dafür sind letztere glücklicher in Bezug auf das kulturelle Angebot.
Überraschend einig waren sich die Befragten, wo künftig Handlungsbedarf besteht. Stefan Güldenberg bringt es auf den Punkt: «Fördert Hightech-Unternehmen, den Zuzug von neuen Talenten und packt Infrastrukturmassnahmen gemeinsam an.» Und um diese Ziele wie eine stärkere Hightech-Profilierung zu erreichen, braucht es grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Der regionale Wettbewerb ist laut Güldenberg positiv, doch viele vermissen ein gemeinsames Auftreten nach aussen. Das bedeutet auch mehr Partizipation und ein anderes Verständnis von regionaler Führung – vielleicht in Anlehnung an das föderale Modell der Schweiz. Für Güldenberg ist klar: «Gemeinsam kann am besten herausgehoben werden, wie gut die Systeme sich ergänzen und unterschiedlichste Bedürfnisse befriedigen können.»
* Dieser Artikel erschien ursprünglich in der November 2016 Ausgabe des Wissensmagazins Denkraum.