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Junge Journalisten lernten in Liechtenstein das Handwerk

Die 5. Internationale Sommerakademie für Journalismus und PR ging in der letzten Woche zu Ende. Zwölf Stipendiaten übten an der Universität Liechtenstein vier Wochen lang die Basics. Die Studenten lernten auch das Land und seine Medien kennen.


Die 5. Internationale Sommerakademie für Journalismus und PR ging in der letzten Woche zu Ende. Zwölf Stipendiaten übten an der Universität Liechtenstein vier Wochen lang die Basics. Die Studenten lernten auch das Land und seine Medien kennen. 

Von Palina Milling



Pünktlich um neun Uhr früh schliesst Claudia Schanza die Tür des Seminarraums zu, Verspätungen sind nicht erlaubt. Die Lehrgangsleiterin achtet sehr drauf: Journalisten müssen immer rechtzeitig am Ort sein, am besten zehn Minuten vorher. Auf dem Tisch vor ihr liegt frische Tagespresse, die Blätter - bereits zerknittert. Die zwölf Studenten haben die Zeitungen schon gelesen: Hier ist das Pflicht. „Sie wollen Artikel verfassen und erwarten, dass die Leser diese freiwillig lesen. Also müssen auch sie selbst Neugier mitbringen. Das ist Voraussetzung für den Beruf.“

An der Internationalen Sommerakademie für Journalismus und PR ging es ums Handwerk. Berufseinsteiger aus Deutschland, Österreich, Südtirol und Weissrussland lernten Recherche und Schreiben. Auf ihre Arbeit bekamen die Teilnehmer täglich ein ausführliches Feedback – in der Redaktionsroutine fehlt das oft. Dank dem Schlagzeilentest sollten die Jungjournalisten ausserdem ein Gespür für relevante Themen entwickeln.
Der österreichischen Teilnehmerin Sophie Fessl gefiel an dem Kurs gerade das Ideenfinden sehr. Sophie ist 28, sie ist in der Öffentlichkeitsarbeit eines Forschungsinstituts bei Wien tätig. Die Sommerakademie bietet ihr ein Einblick in den Journalismus. „Am interessantesten war es Geschichten aufzuspüren, die Menschen in Liechtenstein gerne lesen würden. Denn am Anfang kannten wir ja das Land kaum“, sagt sie. Mittlerweile weiss die Jungjournalistin: Liechtensteiner mögen Artikel über die Bürger von hier, über ihren Lebensweg.



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Von Experten lernen

Im Alltag haben Journalisten keine Zeit zu zögern. „An der Sommerakademie finden die Teilnehmer heraus, wie sie arbeiten möchten: tagesaktuell, für ein Magazin oder in der PR“, erklärt Claudia Schanza. Wenig Theorie, viel Praxis. Der Umgang mit Stress sei wichtig: Manche werden vom Zeitdruck gelähmt, andere erst recht kreativ. Wie auch in den vorigen Jahren haben alle Teilnehmer Porträts, Berichte und Interviews in den beiden Tageszeitungen „Vaterland“ und „Volksblatt“ publiziert. Die Produktion unter realistischen Arbeitsbedingungen gab zweifellos einen gehörigen Motivationsschub.

Weitere renommierte Journalisten gaben dem Nachwuchs auch dieses Jahr Input. André Stadler, 24, aus Südtirol freute sich über die Workshops mit dem „Spiegel“-Reporter Claas Relotius und dem stellvertretenden Chefredaktor der „Weltwoche“, Philipp Gut, am meisten. „Wir lernten, wie man Fehler vermeidet und die richtigen Leute für ein Interview aussucht.“ Denn in eine Zeitung kommt nur, wer eine Geschichte mitbringt. Was für die Protagonisten gilt, gilt auch für die Autoren selbst.



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Gute Ausbildung, gute Perspektiven

Die Konkurrenz unter Journalisten ist gross, aber „für die Besten ist immer Platz“, ist Claudia Schanza überzeugt. Dass das stimmt, zeigen auch vorherige Jahrgänge. Nicolai Morawitz absolvierte die Sommerakademie 2012, nun arbeitet er bei der Schweizer Depeschenagentur. Stefan Mair ist Teilnehmer aus dem Jahr 2010, heute leitet er das Ressort Management bei der „Handelszeitung“ in der Schweiz. Beide traten heuer auch als Dozenten an der Medienakademie auf. 

Für Ariane Böhm
(links im Bild) aus Berlin war der Lehrgang eine wichtige Erfahrung. Die 26-jährige studiert Medienwissenschaft, und für sie steht jetzt fest: Am liebsten möchte sie journalistisch arbeiten. Denn Journalisten sind kritisch und beleuchten eine Sache von unterschiedlichen Seiten. „Das gefällt mir am besten, denn so fällen die Leser selbst ein Urteil.“





 Nicole Friesenbichler, 27,
(links im Bild) aus der Steiermark wusste dagegen längst, dass sie im Journalismus zuhause ist. In Liechtenstein wollte sie Auslandserfahrung sammeln. Besonders fielen ihr hier die Autoaufkleber auf: „Für Gott, Fürst und Vaterland“ stand drauf. „Am Anfang war ich sehr irritiert. Die Liechtensteiner zeigten sich dann aber sehr weltoffen.“ Auch beim Fürstenfest, wo sich die Fürstenfamilie gern unters Volk mischt. So nimmt Nicole ein Foto mit dem Erbprinzen aus ihrem ersten Auslandsstudium als Erinnerung mit nach Hause. 




Autorin dieses Artikels: Palina Milling, 26, (Bildmitte) kommt aus Minsk (Belarus) und absolviert derzeit die 5. Internationale Sommerakademie für Journalismus und PR an der Universität Liechtenstein.