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Gleichberechtigung fördern

Im vergangen Semester beschäftigten sich an der Universität vier internationale Master-Studierende aus Kanada, aus der Mongolei, aus Österreich und aus der Slowakei mit der Frage, wie der Weg von jungen Frauen unterstützt werden könnte, um die Gleichberechtigung in der Gesellschaft zu fördern.

Projektcoach Gabriela Cortés erweckte das Interesse der Studierenden durch den Hinweis auf die verhältnismässig geringe Anzahl von weiblichen politischen Mandataren in Liechtenstein. Da das Thema Geschlechterungleichheit in der vergangenen Zeit an Bedeutung gewonnen hat, beschloss die Gruppe nach einer Analyse von verschiedenen Statistiken aus ihren Herkunftsländern, sich auf Lösungsansätze zu konzentrieren. Hierfür wurden mehrere Interviews geführt.
 

Gründe für die geringe Anzahl von Frauen

Es ist keine Neuigkeit, dass in den meisten Ländern der Erde Frauen in führenden Positionen des privaten- und öffentlichen Interesses immer noch unterrepräsentiert sind. In Liechtenstein sind nur 3 von 25 Landtagsabgeordneten Frauen. Dr. Linda Märk-Rohrer vom Liechtenstein Institut sieht einen Grund für das geschlechtliche Ungleichgewicht im ökonomischen Aufschwung der 1950er-Jahre. In dieser Zeit wurden Stereotypen wie «Frauen sind zuständig für den familiären Bereich (Haushalt, Kindererziehung, etc.) und Männer für den öffentlichen Bereich (Mann verlässt das Haus für die Arbeit und verdient den Lebensunterhalt für die Familie)» fest verankert. Wenn eine Frau arbeiten wollte musste beim Ehemann um Erlaubnis gebeten werden. Ein Beispiel hierfür ist das sehr späte Wahlrecht der Frauen in Liechtenstein im Jahre 1984. An der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung hat sich seither nicht allzu viel verändert.

Die Vorarlberger Landtagsvizepräsidentin Martina Rüscher sieht einen Grund in den strukturellen Rahmenbedingungen. Es bestehen zu wenige Job-Sharing-Modelle in Unternehmen, die eine gemeinsame Kindererziehung ermöglichen. Daneben besteht immer noch die typische Jobaufteilung am Arbeitsmarkt. Als Beispiel befinden sich hauptsächlich Frauen in Jobs der Kindesentwicklung und -förderung. Wenn man nun Männer fragt, wieso sie nicht einen solchen Job ausgewählt haben, lautet oft die Antwort, dass sie dort zu wenig verdienen würden, um eine Familie zu ernähren und die Aufstiegschancen gering seien. Auf der anderen Seite ist das für viele Frauen selbstverständlich und die Frage nach dem Unterschied der Gehälter wird oft nicht gestellt. Die Studierenden stellten sich daher die Frage: «Wieso ist es zu wenig für die Männer, aber nicht für die Frauen?»
 

Die Frauenquote als Lösung?

Wie können dem weiblichen Geschlecht die gleichen Wege als auch Entscheidungsfreiheiten in unterschiedlichen Lebensabschnitten zugestanden werden wie Männern? Viele liebäugeln mit dem Argument einer fixen Quote. Die Politikwissenschaftlerin Linda Märk-Rohrer ist der Meinung, dass eine Quote dabei helfen kann, die Wahrnehmung und Rollenbilder der Frauen in der Gesellschaft zu verändern und die Parteien mehr in die Pflicht zu nehmen, auf die Frauen zuzugehen und frauenfreundliche Bedingungen zu schaffen. Allerdings sollten Quoten immer von weiteren Massnahmen zur Förderung der Chancengleichheit begleitet sein, um nachhaltige Veränderungen bewirken zu können. Martina Rüscher vertritt die Meinung, dass eine gesetzliche Quote in allen öffentlichen und politischen Positionen gelten soll, um Gleichstellung zu beschleunigen und die rechtzeitige und aktive Suche nach qualifizierten Frauen zu fördern. Im privaten Sektor lehnt sie eine Quote ab. Hier soll den Arbeitgebern ihre Freiheit gewährt werden, auch wenn Arbeitgeber bemüht sein sollten, die Gleichberechtigung auch in führenden Positionen zu fördern.
 

Soziales Leadership
Die Liechtensteiner Prinzessin und Botschafterin Maria-Pia Kothbauer beleuchtet besonders das Thema, dass Soziales Leadership sehr wichtig ist in der heutigen Gesellschaft. Soziales Leadership bedeutet für Kothbauer positive Vorbilder und weibliche Führungspositionen z.B. in Vereinen und öffentlichen Einrichtungen des Gemeinwohls. Diese Jobs und Aufgaben sollten besser bezahlt werden und deren Relevanz und Respekt für eine nachhaltige Gesellschaftsentwicklung mehr in den Mittelpunkt gestellt werden. Martina Rüscher fügt noch hinzu, dass Frauen oft langsam in den Job hineinwachsen wollen und nicht genug Selbstvertrauen haben, obwohl sie mindestens so gut ausgebildet sind wie ihre männlichen Kollegen. Männer tendieren dazu, in Positionen hineinzuspringen und zu improvisieren. Die Liechtensteiner Regierungsrätin Dominique Hasler ist davon überzeugt, dass man von früh an in das Potenzial junger Frauen investieren soll, denn genau das hat sie selbst in ihrem Leben erfahren dürfen.