Botakoz, du bist Stipendiatin des International Credit Mobility Programms und eine der ersten Austauschstudentinnen aus Kasachstan, Zentralasien. Seit gut 2 Monaten lebst du nun in Liechtenstein. Wie leicht konntest du dich einleben bzw. was stellt für dich in Sachen Integration eine besondere Herausforderung dar?
Ich freue mich sehr, eine der ersten kasachischen Gaststudenten an der Universität Liechtenstein zu sein und natürlich darüber, dass ich mich für das Erasmus Stipendium qualifizieren konnte. Bisher verlief die Anpassungsphase reibungslos. Ich glaube, dass ich mental bereits gut eingestellt war, auf diese neue Herausforderung in meinem Leben. Es war mir immer wichtig, nach Chancen ausserhalb meiner Komfortzone zu suchen. Ausserdem bekomme ich viel Unterstützung von einheimischen Ansprechpartnern, die wichtige Informationen mit mir teilen.
Deine Heimuniversität, die KIMEP in Alma-Ata, ist eine private und englischsprachige Bildungsinstitution mit rund 580 Masterstudierenden und seit 2015 ein Partner der Universität Liechtenstein. Wie erlebst du die Unterschiede in den jeweiligen Lern- und Lehrmethoden?
Die KIMEP Universität ist eine der gefragtesten englischsprachigen Institutionen in Kasachstan. Das Studiensystem dort ist dem in Nordamerika sehr ähnlich. Das modulbasierte Studium an der Universität Liechtenstein kommt mir sehr entgegen. Positiv aufgefallen ist mir auch die starke Praxisorientierung. Im Master Lab Kurs zum Beispiel erhalten die Studierenden die Möglichkeit, das erlernte Wissen dann direkt in der Praxis anzuwenden.
Die KIMEP Universität unterhält ein Netzwerk von nahezu 160 Partnern rund um den Globus. Was genau gab den Ausschlag, dass du dich für einen Austausch an der Universität Liechtenstein entschieden hast?
Ich glaube, meine persönlichen Vorlieben gaben den Ausschlag. Aufgewachsen bin ich in Alma-Ata, eine Stadt im gebirgigen Süden Kasachstans. Trotzdem habe ich schon immer davon geträumt, eine Zeit lang in den Alpen zu leben. Die Schönheit der Berge fasziniert mich. Skifahren im Winter, Wandern im Sommer. Das war einfach sehr verlockend. Ganz klar, auch der hohe Lebensstandard und der Wohlstand sind attraktiv. Und letztlich ist es die zentrale Lage im Herzen Europas, die so einige Reisemöglichkeiten bietet.
Das vertraute Umfeld und die langjährigen Freunde einfach hinter sich zu lassen, um in einem fremden Land zu leben und zu lernen ist für viele junge Menschen eine Herausforderung. Wer, wie du, den Schritt dennoch wagt, eignet sich häufig Eigenschaften wie Autonomie, Initiative und kulturelle Kompetenz an. Was waren deine Beweggründe, einen Teil deines Studiums in der Fremde zu verbringen?
Die vergangenen Jahre sind für mich aufgrund meiner Arbeit für KPMG, parallel zu meinem Studium, sehr intensiv gewesen. Trotzdem hatte ich das Bedürfnis, eine weitere Herausforderung anzunehmen. Ausserdem war mir wichtig, internationale Erfahrung zu erhalten und mich mit dem neuesten Wissen meines Studienfachs vertraut zu machen. Also ja, es ist definitiv herausfordernd aber es bringt eine Vielzahl an Chancen zur persönlichen Weiterentwicklung mit sich.
Wie gestaltet sich das Miteinander mit den Studierenden in deinen Vorlesungen? Gelingt es leicht, guten Kontakt zu deinen Kommilitonen zu knüpfen?
Bisher zeigt sich die Zusammenarbeit sehr konstruktiv! Es fällt mir auf, dass die regulären Studierenden sehr proaktiv sind, immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten und Raum für Verbesserung. Meine Studienkollegen sind offen, hilfsbereit und freundlich. Die Atmosphäre ist rundum angenehm.
Seit Beginn deiner Zeit in Liechtenstein bist du mit rund 70 Studierenden aus gut 30 Nationen im Wohnheim untergebracht. Wie erlebst du das Zusammenleben mit den verschiedensten Menschen unter einem Dach?
Das ist einfach grossartig! Ganz besonders, wenn du von so vielen spannenden Leuten umgeben bist. Wir alle kennen uns seit der Einführungswoche. Die Wohnheimkolleginnen auf meinem Stockwerk kommen jeden Sonntag zu einem gemeinsamen Frühstück zusammen und am Samstagabend kochen wir sehr oft gemeinsam. Es ist einfach wunderbar an einem so spannenden Ort zu sein und sich mit den Mitbewohnern über die erlebten Erfahrungen auszutauschen.
Was waren deine ersten und auffallendsten Eindrücke von Liechtenstein und der Region?
Als ich im Bus von Sargans nach Liechtenstein sass, war ich einfach überwältigt von der beeindruckenden Kulisse. Und selbst nach zwei Monaten kann ich mich davon noch immer nicht sattsehen.
Was ist dein Lieblingsort auf dem Campus?
Ja, das ist die Bibliothek! Dort kann ich einerseits in Ruhe lesen und andererseits immer wieder Motivation finden, mich als Person weiterzuentwickeln. Von der Stille umgeben zu sein während die Berge zum Greifen nahe sind – Das ist einfach unschlagbar.
In Kasachstan hast du bereits einige Zeit als Fachberaterin für die weltweit operierende Unternehmensberatung KPMG gearbeitet. Bei uns bist du im Masterstudiengang Finance eingeschrieben. Was sind deine Pläne nach Abschluss deines Studiums?
Ja, drei Jahre habe ich bei KPMG als Fachberater im Bereich Steuern und Beratung gearbeitet. Jetzt ist es schön, Teil des KPMG Alumni Netzwerks zu sein. Nichtsdestotrotz, momentan orientiere ich mich in eine andere Richtung. Bis zu meinem Abschluss bleibt mir noch genügend Zeit um zu entscheiden, welchen Weg ich dann einschlagen möchte.
Danke für deine Zeit Botakoz. Alles Gute weiterhin und viele schöne Erfahrungen in Liechtenstein!
Dankeschön Simon. Es war mir eine Freude, meine Eindrücke mit dir zu teilen. Ich hoffe, ich kann zu einer starken Verbindung zwischen unseren Universitäten beitragen.