Dass die Uni Liechtenstein und die Universität in Antwerpen nicht direkt in unmittelbarer Nachbarschaft liegen, lässt sich sehr schnell erkennen. Umso beeindruckender ist jedoch die Tatsache, dass an beide Hochschulen das handwerkliche Arbeiten tief im Architekturstudium verankert ist.
Den rund 80 teilnehmenden Studierenden wurden im Vorfeld der «Maal Week» bereits verschiedene spezifische Orte auf dem Campus der Universität Antwerpen sowie in mehreren Museen der Stadt zugeteilt. In einer mehrwöchigen Konzeptphase erarbeiteten sie in 4er-Gruppen anhand einer räumlichen Analyse ein passendes Möbelstück, welches in einem nächsten Schritt auch als 1:1 Muster auf handwerkliche Umsetzbarkeit geprüft worden ist. In der «Maak Week», was sinngemäss als die «Mach-Woche» übersetzt werden kann, wurden dann die für die Museen eigens konzipierten Bänke hergestellt. Mario Rinke, Professor an der Universität Antwerpen und Allessandro Tellini von der ETH Zürich haben die Lehrveranstaltung konzipiert und durchgeführt sowie die Studierenden über die Dauer von einem Semester begleitet.
Jede Bank, ein Unikat; jeder Prozess eine Herausforderung
Diese zum Teil sehr unterschiedlichen Möbel hatten neben räumlichen Kriterien noch weitere Vorgaben zu erfüllen. So wurden alle Bänke ohne Stahlteile, ohne Schrauben oder Nägel und lediglich aus massivem Holz hergestellt. Die dafür notwendigen Werkzeuge wurden ebenfalls auf einfachste Werkzeuge wie ein Stemmeisen, eine Handsäge oder (zumindest) einen Akkubohrer reduziert. Für die Studierenden brachten diese Vorgaben weitere Herausforderungen in Bezug auf die Holzverbindungen und die dabei notwendigen Bearbeitungsschritte.
Händische Arbeit als didaktisches Konzept
Die Universität Liechtenstein kann ebenfalls auf ein entsprechend handwerklich ausgerichtetes Architekturstudium verweisen. Mit dem im Curriculum verankerten Schwerpunkt «Craft» wird den Studierenden materialspezifisches Fachwissen zu Grundbaustoffen wie Stein, Holz oder Stahl vermittelt. Begleitend dazu wird in den Lehrveranstaltungen immer wieder in tatsächlicher Grösse, mit den realen Baustoffen und im Massstab 1:1 gearbeitet. Was im Unterricht eine aufwendige und materialintensive Arbeitsweise bedeutet, bringt aber gerade im Architekturstudium grosse Mehrwerte. So wird den Studierenden neben der Fähigkeit eines gestalterischen Ausdruckes, ein Bewusstsein und eine Sensibilisierung für Baustoffe und die damit verbundenen Bearbeitungsprozesse vermittelt.
Ausbildung als Weichenstellung für die Profession
Was bedeutet es, eine Konstruktion «bündig» herstellen zu wollen? Wie kann eine Holzverbindung ästhetisch, funktional und lastabtragend gestaltet werden? Welche Kompetenzen und Professionen sind an der Umsetzung von einem Projekt notwendig?
Während diese Fragen im späteren Büroalltag nur noch begrenzt Raum gegeben werden kann, so beeinflussen sie doch zentral die Umsetzbarkeit und die damit verbundenen Aufwände von einem Bauprozess. Im Rahmen von Lehrformaten wie der «Maak Week» oder auch dem «Craft»-Studio an der Uni Liechtenstein werden Studierende sowohl mit dem Entwurfs- als auch dem Herstellungsprozess konfrontiert. Die Konsequenzen der eigenen Gestaltung beeinflussen letztlich den Erfolg oder Nicht-Erfolg eines Entwurfes. Ob die Bank am Ende also hält, ob sie bequem ist und ob sie den Besuchenden auch tatsächlich gefällt, wird somit zur zentralen Frage im Arbeitsprozess.
Lebenslanges Lernen auch in der Lehre
Livia und Wolfgang durften über diese Mobilität zahlreiche Einblicke in das didaktische Konzept, in den Lehr- und Lernprozess aber auch die Perspektiven der Studierenden und Lehrenden erhalten. Die, im Rahmen der 'Maak-Week' gesammelten Einblicke werden somit als direkte Bereicherung für die Lehre an der Universität in Liechtenstein aufgenommen und eingepflegt. Ein grosser Dank geht an die Universität Antwerpen, an Prof. Mario Rinke und Allessandro Tellini für die Einblicke sowie an die Universität Liechtenstein für das Ermöglichen dieser gemeinsamen Arbeit.