Paul Körner, bester Absolvent des Jahrganges 2009 im Masterstudiengang Architecture ist heute Architekt und Mitglied der Geschäftsleitung im Architekturbüro Dietrich Schwarz in Zürich. Die kreative Atmosphäre im Büro vergleicht er gerne mit der im grossen Atelier der Universität.
„Die Universität ist meine zweite Familie geworden“
Paul Körner, bester Absolvent des Jahrganges 2009 im Masterstudiengang Architecture ist heute Architekt und Mitglied der Geschäftsleitung im Architekturbüro Dietrich Schwarz in Zürich. Die kreative Atmosphäre im Büro vergleicht er gerne mit der im grossen Atelier der Universität.
Herr Körner, Architektur ist ein grosser, allumfassender Begriff. Was bedeutet Architektur für Sie persönlich?
Ich setze mich als Architekt mit Materie und Menschen auseinander und verändere so einen Ort. Wie ich den Raum gestalte, ist eine intensive Auseinandersetzung mit der Umgebung. Wie ich das Gebäude entwickle, eine Frage der Konstruktion. Wir achten in unserem Büro sehr auf Nachhaltigkeit. Dabei bewegen wir uns im Spannungsfeld zwischen Funktionalität und Ästhetik. Die Kunst besteht darin, seine eigene, individuelle Sprache im jeweiligen Rahmen zu finden.
Was ist das Spannende daran?
Als Architekt weiss ich am Anfang nicht, wie ein Entwurf am Ende aussehen wird. Deshalb ist die Motivation, weiter voranzuschreiten, enorm hoch. Je geringer das Budget eines Bauherren, desto stärker sind alternative Ideen gefragt. Damit verbunden ist die Suche nach den richtigen Fragen. Und natürlich den passenden Antworten darauf.
Verstehen Sie sich selbst eher als Künstler oder als Dienstleister?
Natürlich sind wir für die Institutionen, mit denen wir zusammenarbeiten, Dienstleister. Mir geht es aber auch um den künstlerischen Anspruch und darum, diesen Teil unserer Arbeit gegenüber den Bauherren zu verteidigen. Das führt häufig zu Diskussionen. Doch über die Funktionalität der Konstruktion kann ich künstlerische Aspekte des Ornamentes und der Gestaltung rechtfertigen.
Paul Körner vor dem Wohnhochhaus am Rietpark Schlieren, dem ersten Wohnhochhaus im Minergie-P-ECO-Standard
Was hat Sie 2003 zum Architekturstudium an die damalige Fachhochschule nach Liechtenstein geführt?
Ich wollte schon mit acht Jahren Architekt werden. Noch während der Matura war ich davon überzeugt, dass ich, um Architektur zu studieren, nach Italien gehen muss. Doch ich konnte kein Italienisch. Also habe ich angefangen, nach Alternativen im Alpenraum zu suchen und bin bei meinen Recherchen auf das Institut für Architektur und Raumentwicklung der heutigen Universität Liechtenstein aufmerksam geworden.
Was genau hat Sie angesprochen?
Die Beschreibung des Instituts im Internet hat genau meinen Erwartungen entsprochen: Klein und überschaubar, persönlich und individuell. Zudem war es die Lage in den Alpen, die mich als leidenschaftlicher Skifahrer leicht überzeugt hat. Doch nach einem Studiensemester wollte ich die Universität wechseln.
Was war passiert?
Wir sollten beim kleinen Entwurf einen Kofferraum entwerfen. Sprich, wir sollten aus einem Material einen Raum kreieren, der transportabel ist und in dem wir im Winter eine Nacht draussen schlafen können. Das hat mich zur Verzweiflung gebracht. Ich wollte Häuser bauen und wusste nicht, wie ich mit dieser Aufgabe umgehen soll. Heute weiss ich, bei der Übung ging es um das Material, um den kleinen, individuellen Raum und um Kreativität.
Was hat Sie bewogen, weiterzumachen?
Ich habe mich damals gefragt, ob ich wirklich wegen einer solch kleinen Übung als einziger aufhören und in einer anderen Universität noch einmal bei Null anfangen will. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich bei der Übung sehr viel gelernt habe. Deshalb habe ich mich neu sortiert und weitergemacht.
Was ist – aus der heutigen Distanz betrachtet – das Besondere an der Universität Liechtenstein?
Für mich ist die Universität zu meiner zweiten Familie geworden. Ich hatte einen sehr guten Draht zu den Dozierenden, zur Verwaltung und meinen Kommilitonen. Wirklich einzigartig war die individuelle Betreuung und Förderung.
Haben Sie deshalb auch dort Ihren Master drangehängt?
Nach meinem Bachelorabschluss habe ich ein Jahr lang in Mailand gearbeitet. Einige meiner Kollegen im Architekturbüro „Metrogramma“ haben am dortigen Politecnico unterrichtet und mich gefragt, ob ich nicht dort studieren wolle. Doch für den Master bin ich an die Universität Liechtenstein zurückgekehrt - hier habe ich so viel gelernt und mich sehr wohl gefühlt.
Was haben Sie aus dem Studium in die heutige Praxis mitgenommen?
Ein Satz, der mich bis heute begleitet, lautet: „Lass das Material so sein, wie es ist“. Das klingt profan, heisst aber nichts anderes, als dass man ehrlich gegenüber dem Material sein soll. Das versuche ich in meiner täglichen Arbeit umzusetzen. Was ich im Studium auch gelernt habe, ist, mich selbst anzuspornen, voranzutreiben. Die Atmosphäre im grossen Atelier der Universität war sehr befruchtend.
Inwiefern?
Man hat nicht im stillen Kämmerlein vor sich hingearbeitet, sondern konnte die Fortschritte der Kommilitonen mitverfolgen. Das war eine Art Wettbewerb, aber man stand nicht wirklich in Konkurrenz zueinander. Vielmehr hat man sich gegen Semesterende hin gegenseitig unterstützt. Die gleiche, kreative Arbeitsatmosphäre mit den Kollegen hier im Büro beflügelt mich noch heute.
Ihren heutigen Arbeitgeber Dietrich Schwarz haben Sie bereits zu Studienzeiten an der Universität Liechtenstein kennengelernt. Was hat schlussendlich dazu geführt, dass Sie nach dem Studium bei ihm angefangen haben?
In meiner Vertiefungsrichtung Design Theory habe ich mit Dietrich Schwarz als Dozenten wenig zu tun gehabt. Doch zu den Präsentationen der Abschlussarbeiten kommen alle Dozierenden zusammen. Dabei sind ihm meine Arbeit und Präsentation besonders positiv aufgefallen. Deshalb hat er mich gefragt, ob ich mich nicht einmal bei ihm im Büro in Zürich vorstellen möchte.
Eine Gelegenheit, die Sie gerne genutzt haben?
Aufgrund von Auslandsaufenthalten hat es noch etwas gedauert, bis ich diese Chance ergreifen konnte. Doch das Angebot hatte ich stets im Hinterkopf. Es hat sich herausgestellt, dass Dietrich Schwarz und ich sehr gut harmonieren und es grosse Schnittmengen in unserer Arbeit gibt. Ich habe in ihm einen Mentor gefunden, der meine gestalterischen Qualitäten erkennt und es versteht, das kreative Potential aus mir heraus zu kitzeln. Obwohl ich erst seit drei Jahren Mitglied des Teams bin, gehöre ich inzwischen zur Geschäftsleitung – das freut mich sehr.
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Paul Körner
(JG 1983) ist Mitglied der Geschäftsleitung im Büro Dietrich Schwarz Architekten AG in Zürich. Das Architekturbüro zählt 18 Mitarbeiter. Nach einem Bachelorstudium in Architektur an der Fachhochschule Liechtenstein ging Körner für ein einjähriges Praktikum nach Mailand.
Anschliessend kehrte er für seinen Master an die Hochschule Liechtenstein zurück. 2009 schloss er als Jahrgangsbester ab. 2010 stieg er im Architekturbüro Dietrich Schwarz in Zürich ein. Im Zeitraum 2012/13 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Entwurfsstudio Nachhaltiges Bauen von Dietrich Schwarz an der Universität Liechtenstein.
Weitere Informationen zur Arbeit von Paul Körner unter http://www.schwarz-architekten.com/