«800 Deckenelemente aus Stampflehm und Holz haben wir direkt in einer Feldfabrik auf der Baustelle HORTUS in Basel hergestellt», erzählt Martin Rauch, der Lehmbau-Pionier aus Schlins, der sich als Lehrbeauftragter regelmässig an der Universität Liechtenstein einbringt. «In diesem Projekt haben die Architekten Herzog und de Meuron etwas Ungewöhnliches gemacht: Sie hatten sämtliche Innovatoren am Anfang zusammengeholt.» Die Aufgabenstellung lautete, ein Nullenergiehaus herzustellen, das selbst zum Kraftwerk würde. In drei Jahrzehnten solle der Bürokomplex jene Energie kompensiert haben, die im Moment für den Bau aufgewendet wird. Gesagt, geplant, getan. Mitte 2025 wird das Vorzeige-Areal in Basel bezugsfertig sein.
«Bei HORTUS haben wir gemerkt, wie selbstverständlich wir hier in der Region Forschung, Entwicklung, und Praxis im Bau miteinander verbinden», so Martin Mackowitz vom Team um Martin Rauch, der auch seit zehn Jahren an der Universität Liechtenstein lehrt. Diese Herangehensweise stelle sich in Anbetracht der Klimaziele als enormer Standortvorteil heraus.
Earth Hub an Symposium eröffnet
Um das Potenzial ökologischer Baustoffe langfristig und in Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Gesellschaft zu heben, lud Mackowitz zu einem Symposium ein, das den Earth Hub eröffnete. Rund 40 internationale Gäste aus Unternehmen, Forschung und Bau tauschten sich am Freitag an der Universität Liechtenstein und während einer Exkursion aus. Mit dabei waren unter anderem Regina Steck, Lenum, Karin Jehle, Amt für Umwelt, Constantin Frommelt, Zimmerei Frommelt, und Flurina Seger, Stiftung Lebenswertes Liechtenstein.
Herbert Zech, Geschäftsführer von RTB Rheintal Baustoffe in Bendern, führt aus: «Ich bin mit Baustoffen gross geworden. Daher interessieren mich die Neuerungen, die die Kollegen von der Universität in Sachen Bau mit uns ausloten. Martin Rauch und Martin Mackowitz haben mir gezeigt, dass Aushub nicht gleich Abfall sein muss. Sondern dass er ein wertvoller Rohstoff für hochmoderne Bauten aus Stampflehm ist! Einen beträchtlichen Teil des Bodens unter unseren Füssen in Liechtenstein kann man für diese nachhaltige Art zu bauen verwenden. Und zugleich das Volumen der Aushub-Deponien in Grenzen halten.» Beim Ausheben einer Baugrube kann also ein Material gewonnen werden, das einer sinnvollen lokalen Verwertung zugeführt wird, vielleicht sogar für das gleiche Bauvorhaben, betont Zech.
Der neue Earth Hub an der Liechtenstein School of Architecture setzt sich zum Ziel, die Forschung und Praxis im klimafreundlichen Bauen in den nächsten Jahren interdisziplinär voranzutreiben. Man will das Wissen vom Elfenbeinturm hinaustragen ins Vierländereck und nach Europa: «Uns eint die Begeisterung für technische Innovation und für unsere wertvolle Natur», so Martin Mackowitz, Koordinator des neuen Earth Hubs an der Universität Liechtenstein.