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16. Liechtensteinischer Stiftungsrechtstag mit dem Schwerpunkt «Unternehmensstiftung»

Am 20. November 2024 lud die Professur für Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht zum 16. Liechtensteinischen Stiftungsrechtstag in das Auditorium der Universität Liechtenstein ein. Renommierte Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland beleuchteten zahlreiche Aspekte und neue Entwicklungen im Kontext der in der Praxis höchstrelevanten «Unternehmensstiftung».

Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Heiss, LL.M. von der Universität Zürich hob in seinen Grussworten zunächst die Bedeutung des Stiftungsrechtstages hervor und unterstrich, dass dieser mittlerweile ein fester Bestandteil im Kalender der Stiftungsexperten sei. Prof. Dr. Alexandra Butterstein, LL.M. und Prof. Dr. Francesco Schurr betonten in ihren einleitenden Worten den Stellenwert eines aktiven Dialogs unter allen Stiftungsinteressierten, um neuen und komplexen Herausforderungen im Stiftungsumfeld, insbesondere im grenzüberschreitenden Kontext, erfolgreich begegnen und innovative Lösungen finden zu können.

Traditionell wurde der Stiftungsrechtstag mit aktueller Rechtsprechung eröffnet. In diesem Zusammenhang erörterte Mag. Martina Schöpf-Herberstein eingängig ausgewählte Judikate. Daran knüpfte Dr. Albert Kaufmann mit aktuellen Fragestellungen von der Stiftungsaufsichtsbehörde an. Es zeigte sich, dass der positive Trend bei gemeinnützigen Stiftungen in Liechtenstein anhält. Darüber hinaus wurden die geplante Trustrechtsreform und die angedachten Anpassungen im Stiftungsrecht diskutiert, ehe Aktuelles aus der Entscheidungspraxis der Stiftungsaufsichtsbehörde dargelegt wurde.

Für ein grundlegendes Verständnis und die grosse (wirtschaftliche) Bedeutung der Unternehmensstiftung in Deutschland sorgte Prof. Dr. Anne Sanders, die insbesondere auf die möglichen Verbindungen zwischen Stiftungen und Unternehmen einging. Die liechtensteinische Unternehmensstiftung in der Praxis wurde eingängig von Dr. Daniel Damjanovic, LL.M. dargestellt. Anhand des Ikea-Konzerns wurde gezeigt, wie mithilfe liechtensteinischer Stiftungen der Unternehmensbestand sowie die Wünsche und Ziele des Gründers umgesetzt werden können. Im Anschluss referierte Prof. Rasmus Feldhusen, LL.M., Ph.D. über die Business Foundation in Dänemark. Die Ausführungen veranschaulichten eindrücklich, dass die Unternehmensstiftung in Dänemark aufgrund flexibler Gestaltungsmöglichkeiten einen breiten Anwendungsbereich hat. In der anschliessenden Podiumsdiskussion wurden weitere praxisrelevante Fragestellungen vertieft und diskutiert. Die rechtsvergleichende Gegenüberstellung mehrerer Stiftungsrechtsordnungen unterstrich eindrücklich den Wettbewerb der Stiftungsrechtsordnungen und zeigte sowohl legistische als auch praktische Ausgestaltungsmöglichkeiten im Kontext der Unternehmensstiftung auf.

Nach dem Netzwerklunch folgte der traditionelle Philanthropie-Teil des Stiftungsrechtstages, der auch dieses Jahr in Zusammenarbeit mit der Vereinigung liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen und Trusts (VLGST) gestaltet und von Dr. Thomas Zwiefelhofer mit Grussworten eröffnet wurde. Etienne Eichenberger erörterte in seinem Vortrag die generationenübergreifende Philanthropie und beleuchtete eingehend neue Herausforderungen, Modelle und praktische Hinweise. Im Tandem präsentierten Dr. Cheikh Gueye und Mag. Alice Nägele die Thematik des Impact Investing für gemeinnützige Organisationen und die sich daraus ergebenden Herausforderungen und Chancen. Neben weiteren Punkten wurde im anschliessenden Panel insbesondere die Klarstellung der liechtensteinischen Steuerverwaltung im Kontext des Impact Investing begrüsst, wodurch sich mehr Rechtssicherheit und weitere Möglichkeiten für gemeinnützige Stiftungen in Liechtenstein ergeben.

Im letzten Themenblock zu Chancen und Herausforderungen im Kontext der Unternehmensstiftung beleuchtete zunächst Prof. Dr. Alexandra Butterstein, LL.M. die Stiftung als Nachfolgeinstrument aus Sicht von (Familien-)Unternehmen. In diesem Kontext wurde ausführlich die mehrdimensionale Governance und mögliche Ansätze diskutiert, um Konflikte auf Familien- und Unternehmensebene mithilfe einer effektiv ausgestalteten Governance zu verhindern. Es konnte insbesondere aufgezeigt werden, dass die Stiftung durch die Entpersonalisierung des Unternehmens eine flexible und nachhaltige Lösung in der Unternehmensnachfolge darstellen kann. Die praktische Perspektive und mögliche Problemfelder wurden von Dr. Bernhard Motal, LL.M. in seinem Referat zur Unternehmensstiftung im Kontext von Stiftungsstreitigkeiten und Gesellschafterrechten beleuchtet. Es wurde dargelegt, dass Konflikte innerhalb der Familie, die sich auf das Unternehmen auswirken, mit Unternehmensstiftungen vermieden werden können. Besonderer Fokus lag darüber hinaus auf den Strategien zur Konfliktvermeidung und Konfliktlösung. Abschliessend erörterte Prof. Dr. Francesco Schurr die Anwendung von CSR-Standards auf Unternehmensstiftungen und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Foundation Governance im Rechtsvergleich. Die steigenden Anforderungen und der verstärkte Fokus von europäischer Seite auf die soziale Verantwortung von Unternehmen sowie auf die ökologische und soziale Nachhaltigkeit haben auch Auswirkungen auf die Unternehmensstiftung in Liechtenstein, wodurch sich neue Anforderungen ergeben.

Nach einer abschliessenden Fragerunde klang der 16. Liechtensteinische Stiftungsrechtstag beim gemeinsamen Apéro und Gedankenaustausch aus. Insgesamt zeigte der spannende und lehrreiche Tag, dass das Stiftungsumfeld durch nationale und internationale Entwicklungen einem Wandel ausgesetzt ist, wodurch sich jedoch auch zahlreiche Chancen und neue Ansätze ergeben. Überdies wurde herausgearbeitet, dass der Stiftungsstandort Liechtenstein sowohl bei gemein- und privatnützigen Stiftungen als auch bei der Unternehmensstiftung im internationalen Vergleich attraktiv und wettbewerbsfähig ist.