uni.liBanking AwardAktuellBanking Award 2016

Banking Award 2016

Zwei Absolventen der Universität Liechtenstein wurden  für ihre herausragende wissenschaftliche und praxisrelevante Thesisarbeiten mit dem Banking Award Liechtenstein ausgezeichnet. Die feierliche Vergabe des bereits zum dreizehnten Mal verliehenen Preises fand am 22. November im Auditorium der Universität statt.

Die diesjährigen Preisträger sind Florian Sterr, Vaduz, für seine Masterthesis und Christian Schemeth, Berndorf, Österreich, für seine Bachelorarbeit.

Zum Bericht 

Foto 2_Preisträger Banking Award 2016.jpgVon links: Die diesjährigen Preisträger Florian Sterr und Christian Schemeth (Foto: Michael Zanghellini)

Weitere Fotos Banking Award 2016 

Nominierte Arbeiten Banking Award 2016

Die nominierten Kandidaten aus dem Bachelorprogramm:

Claudio Lamprecht

Returns eines BAB-Portfolios
Eines der bekanntesten Kapitalmarktgleichgewichtsmodelle, das Capital Asset Pricing Model, beschreibt, dass risikoreichere Wertpapiere im Durchschnitt eine höhere Rendite abwerfen sollten als weniger risikoreiche. Einen anderen Ansatz nutzt das sogenannte Betting Against Beta (BAB)-Portfolio, welches aus Leerverkäufen von Wertpapieren mit hohem systemischen Risiko und gehebelte Wertpapiere mit einem geringen systemischen Risiko besteht. Claudio Lamprecht hat in seiner Bacherlorarbeit die Performance eines BAB-Portfolios von 1889 bis 2015 analysiert und kritisch hinterfragt. Im Gegensatz zu vorherigen Studien, welche behaupteten, dass die Beta-Anomalie und deren Ausnutzung hauptsächlich im kleinen Marktkapitalisierungssegment existiert, verifiziert seine Bachelorthesis statistisch signifikante, abnormale Returns des BAB Portfolios in den 500 grössten Aktien des US Aktienuniversums. „Smart Beta“-Strategien sind ein globaler Trend, aus dem sich auch für den Finanzpatz Liechtenstein Chancen, aber auch Risiken ergeben. 

Betting against Beta
Claudio Lamprecht, Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre
Betreuer: Dipl.-Ing. Mag. Dr. Sebastian Stöckl

Moritz Preg

Nachhaltig investieren
Das Thema Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen, auch im Finanzwesen. Das Konzept des Socially Responsible Investing (SRI) ist ein Trend zur Anwendung zusätzlicher, nicht-finanzieller Kriterien in den Investitionsprozess, der zunehmend auch die Vermögensverwaltungsbranche in Liechtenstein beeinflussen wird. Die Bachelorarbeit von Moritz Preg ist die erste SRI Leistungsanalyse, die SRI Daten von MSCI anwendet. Können MSCI SRI Indizes signifikant bessere Aktienrenditen als konventionelle Indizes im Zeitraum von 2007 bis 2016 erzielen? Zur Klärung dieser Frage wendete Preg neben etablierten Regressionsmodellen der Leistungsevaluation zusätzlich ein Regressionsmodell mit variablen Regressoren,  das Markov Switching Model, an. Die Ergebnisse implizieren, dass SRIs Aktienrenditen grundsätzlich insignifikant beeinflussen. Ferner widerlegt Pregs Thesis die Hypothese, dass eine steigende Anzahl der eliminierten Assets aus einem Anlageuniversum die Aktienrenditen eines SRI Portfolios verringert.

Socially Responsible Investing – Concept, Initiatives and Financial Performance
Moritz Preg, Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre
Betreuer : Prof. Dr. Marco J. Menichetti und Florian Schaller

Christian Schemeth

Wechselkurs und Aktienkurs
Christian Schemeth untersuchte in seiner Bachelorarbeit den Einfluss des Euro/Schweizer Franken (EUR/CHF)-Wechselkurses auf Aktienkurse von Unternehmen im Swiss Performance Index (SPI) im Zeitraum um den Mindestkurs von 1.20, der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zwischen 06. September 2011 und 15. Januar 2015 durchgesetzt wurde. In der Thesis wird des Weiteren erörtert, ob sich eine Effektivität der Intervention anhand der Sensitivitätsdaten mit einem latenten Wechselkurs feststellen lässt. Allgemein zeigen die Ergebnisse, dass hauptsächlich grosse bis mittelgrosse Firmen und Unternehmen mit internationaler Tätigkeit ein signifikantes Resultat für die Wechselkurssensitivität aufweisen. So haben die Untersuchungen in der Thesis ergeben, dass der Mindestkurs zu einer Verbesserung der Situation hinsichtlich der Abhängigkeit von Aktien vom Wechselkurs geführt hat. Schemeth legt dar, dass Interventionen in Wechselkurse ein wirkungsvolles Mittel sein können, um zusätzliche Volatilität und Unsicherheit durch Wechselkursschwankungen aus dem Markt zu nehmen.

Estimating and Comparing the Euro exchange rate sensitivity of Swiss stocks before, during and after the SNB EUR/CHF floor
Christian Schemeth, Bachelor of Sciende in Betriebswirtschaftslehre
Betreuer: Prof. Dr. Marco J. Menichetti und Jurij-Andrei Reichenecker, MSc UZH ETH

Daniel Weiskopf

Auswirkungen einer Finanztransaktionssteuer
Die Sinnhaftigkeit einer Finanztransaktionssteuer (FTS) wird in der Finanzwelt seit gut acht Jahrzehnten intensiv diskutiert. Befürworter einer FTS meinen, dass unproduktive Spekulation unterbunden wird und in weiterer Folge die Volatilität an den Märkten reduziert wird. Gegner einer FTS sind jedoch der Auffassung, dass die Auswirkungen einer FTS auf die Volatilität fraglich seien. Daniel Weiskopf hat in seiner Bachelorarbeit die Auswirkungen der Einführung der italienischen FTS auf das Handelsvolumen, den Share turnover, den Bid-ask spread sowie die Volatilität betroffener Wertpapiere bzw. Unternehmen untersucht. Dafür hat er die Daten der an der italienischen Wertpapierbörse gehandelten Wertpapiere ein Jahr vor und knapp ein Jahr nach Einführung der FTS auf Veränderungen analysiert. Seine Untersuchung zeigt, dass die Einführung einer FTS negative Auswirkungen auf den betroffenen Finanzmarkt hat, da nicht nur Spekulanten durch eine FTS abgeschreckt werden, sondern auch Investoren, die für Liquidität und Stabilität auf den Märkten sorgen.

Finanztransaktionssteuer – Generelles Konzept und Auswirkungen auf den italienischen Finanzmarkt
Daniel Weiskopf, Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre
Betreuer: Prof. Dr. Michael Hanke

 

Die nominierten Kandidaten aus dem Masterprogramm:

Peer Eisele

Aktienrendite und Fremdwährungsschwankungen
Die Vorteile einer Diversifikation in ausländische Vermögenswerte sind bekannt, es ist jedoch fraglich, ob die Absicherung von Aktien hauptsächlich in der Währung des Handelsplatzes die beste Strategie ist, um das Hedge-Wechselkursrisiko zu minimieren. Peer Eisele erforscht in seiner Masterthesis, ob multinationale Unternehmen durch die Schwankungen von Fremdwährungen beeinflusst werden und ob ihre Aktienrenditen asymmetrisch zu den Fremdwährungsschwankungen ausfallen. Er untersuchte die Wechselkursfaktoren für  die fünf Währungen US Dollar, Euro, Britische Pfund, Schweizer Franken und Yen während des Beobachtungszeitraums Januar 2004 bis Oktober 2015. Eiseles Masterthesis zeigt die statistische Signifikanz eines linearen Wechselkursrisikos für 53% der untersuchten Unternehmen, wobei rund ein Viertel der Unternehmen sowohl linear wie asymmetrisch betroffen ist und über ein Drittel entweder eine lineare oder asymmetrische Wirkung verzeichnet. Jedoch kann er keinen Trend beobachten, ob die Aktienrendite eines Unternehmens  stärker auf eine Währungsauf- oder -abwertung reagiert.

Asymmetric exchange rate exposure on stock returns for multinational firms
Peer Eisele, Master of Science in Banking and Financial Management
Betreuer: Prof. Dr. Marco J. Menichetti

Nathalie Gassner

Studie zur privaten Rentenvorsorge
Regierungen und Politiker stehen vor grossen Herausforderungen bezüglich der Rentensysteme, da der steigenden Lebenserwartung zu wenige Arbeits- und Beitragsjahre gegenüberstehen. Die Masterthesis von Nathalie Gassner wählte einen experimentellen Ansatz, um das Sparverhalten der Bevölkerung betreffend der Pension zu untersuchen. In ihrer Studie mussten die Teilnehmer entscheiden, wie viel ihres Vermögens sie konsumieren und wie viel sie für ihre Pension sparen möchten, wobei zwei Drittel der fiktiven Lebenszeit auf das Erwerbsleben und ein Drittel auf das Rentenalter entfielen. Es stellte sich heraus, dass die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer kein optimales Verhältnis zwischen Konsum und Sparen zeigte, sondern zu spontanen Geldausgaben auf Kosten des Sparbeitrags neigte. Die Studie enthielt ausserdem ein Quiz, um das das Finanzwissen der Teilnehmer zu bestimmen. Teilnehmer mit grösserem finanziellen Wissensstand waren eher gewillt, in ihre Vorsorge zu investieren als solche mit geringeren Kenntnissen.

Willingness of People to Save for Retirement – An Experimental Study
Nathalie Gassner, Master of Science in Banking and Financial Management
Betreuer: Dr. Martin Angerer

Christoph Lohrmann

Neurale Netzwerke und Kreditentscheidungen
Die Masterthesis von Christoph Lohrmann widmet sich einem Ansatz der künstlichen Intelligenz, den neuralen Netzwerken. Diese sind dem menschlichen Gehirn nachempfunden und können Beziehungen in Daten ermitteln wie beispielsweise Faktoren, die begünstigen, dass Kreditnehmer einen Kredit nicht (vollständig) zurückzahlen. Dieses Wissen kann das Netzwerk für zukünftige Kreditentscheidungen nutzen, um einen Zahlungsausfall zu prognostizieren. Allerdings ist ein wesentlicher Kritikpunkt, dass die Entscheidung schwer verständlich ist und in einer „Black Box“ fällt. Die Masterthesis von Christoph Lohrmann untersucht, wie die Entscheidungsfindung transparenter und verständlicher gemacht werden kann. Er präsentiert einen neuen Ansatz, indem er die relative Bedeutung der Variablen mit einer Profilmethode und einem Non-Default-to-Default-Plot kombiniert. Er unterstützt damit Banken und Finanzinstitute bei der Anwendung und ihrem Verständnis neuraler Netzwerke für Kreditentscheidungen.

Neural Networks for Credit Evaluation: An Attempt to Make Credit Decisions of Neural Networks More Comprehensible
Christoph Lohrmann, Master of Science in Banking and Financial Management    
Betreuer:  Prof. Dr. Michael Hanke,  Ass.-Prof. Dr. Sebastian Stöckl 

Florian Sterr

Neuordnung der Kapitalisierungsrichtlinien für OpRisks
Seit Ausbruch der Finanzkrise ist die Regulierung von Finanzintermediären sowohl in den Medien als auch in der Forschung häufig thematisiert und stets umstritten. Eine Grosszahl der Risiken gehen Banken bewusst ein, um durch deren Management Profite zu erzielen. Beispiele hierfür sind Kreditrisiken, Liquiditätsrisiken oder Marktrisiken. Das Operationelle Risiko (OpRisk) stellt hier eine Ausnahme dar, denn ein höheres Mass an OpRisk führt nicht zu höheren Renditen. Gegenwärtig diskutiert der Basler Ausschuss eine Neuordnung der Kapitalisierungsrichtlinien im Bereich der Op Risks. Florian Sterr untersucht in seiner Masterthesis die potenziellen Auswirkungen auf die Finanzintermediäre durch diese aktuelle Neuordnung. Er kommt zum Schluss, dass die Institute dadurch nicht besser auf die Auswirkungen von OpRisks vorbereitet wären, aber das regulatorische Kapital für die Banken massiv ansteigen würde und schlägt stattdessen vor, einen von ihm auch getesteten Asset-basierten Ansatz als Grundlage für das regulatorische Kapital zu wählen.

Critical Analysis of the proposed changes in Capital Requirements for Operational Risk according to Basel IV
Florian Sterr, Master of Science in Banking and Financial Management
Betreuer : Prof. Dr. Marco J. Menichetti