Erfolgsfaktoren für KMU im Rheintal

Eine aktuelle wissenschaftliche Studie des Instituts für Entrepreneurship der Universität Liechtenstein untersucht das «unternehmerische Verhalten» von kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) im Rheintal, und kann dabei länderspezifische Unterschiede in Bezug auf die Erfolgswirkung feststellen.

Für die Studie haben drei Mitarbeiter/innen des Instituts für Entrepreneurship im Laufe des vergangenen Jahres insgesamt 304 Unternehmen der Region ausführlich befragt: 71 Unternehmen aus Liechtenstein sowie KMU aus den beiden angrenzenden Regionen auf österreichischer (117 Unternehmen) und Schweizer Seite (116 Unternehmen).

Erfolgreiche KMU im Rheintal innovationorientiert und risikobereit
Dabei konnten Prof. Dr. Sascha Kraus und die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter Matthias Filser und Désirée von Süßkind-Schwendi feststellen, dass Risikobereitschaft sowie eine klare Innovationsorientierung den Gesamterfolg des Unternehmens – auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten – klar positiv beeinflusst. Auffällig war, dass sich die Ausprägungen in den drei Ländern unterscheiden: So sind Liechtensteiner Unternehmen umso erfolgreicher, je mehr Risiken sie eingehen, während Unternehmen aus dem St. Galler Rheintal umso grösseren Unternehmenserfolg verzeichnen, je mehr Innovationen sie anstreben und auch umsetzen. Die jeweils andere Dimension trägt ebenfalls, wenn auch in geringerem Masse, zum Unternehmenserfolg bei – ausser bei den Unternehmen aus Vorarlberg, bei denen nur ein positiver Zusammenhang zwischen Risikobereitschaft und Erfolg konstatiert werden konnte.

Proaktives Verhalten trägt nicht zum Unternehmenserfolg bei
Der dritte, aus der Entrepreneurship-Forschung abgeleitete, potentielle Erfolgsfaktor für unternehmerisch agierende KMU – Proaktivität – konnte in keinem der drei Länder eine positive Erfolgswirkung entfalten. Proaktives Verhalten bezeichnet die aktiv suchende, vorausschauende und chancenerkennende Neigung hinsichtlich vielversprechender und langfristiger Geschäftsgelegenheiten als wesentlicher Bestandteil eine Strategie, sich Märkte selber zu «schaffen» – ähnlich Apple mit der Einführung seines iPhone im Jahr 2007. Unternehmen aus dem Rheintal scheinen sich im Gegensatz hierzu eher auf ihre Innovationsfähigkeit sowie Risikobereitschaft zu konzentrieren, wodurch verstärkt Verbesserungen von bestehenden Produkten und Dienstleistungen realisiert werden können, anstatt proaktiv radikale Neuerungen zu forcieren. Es werden also eher bestehende Kundenbedürfnisse befriedigt bzw. – gegebenenfalls auch unter Einbeziehung des Kunden – Innovationen vielmehr im Zuge von Weiterentwicklungen betrieben, als komplett neue Wege zu gehen und hierdurch neue Kundenbedürfnisse überhaupt erst neu zu erschaffen.

Ergebnisse gelten über alle Branchen und Unternehmensgrössen
Die Ergebnisse der vom Liechtensteinischen Forschungsförderungsfonds FFF geförderten Untersuchung haben unabhängig von Branchen- sowie Unternehmensgrösse Bestand. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass wirtschaftlich schwierige Zeiten durch innovationsorientierte und risikoaffine Handlungen überstanden und in der Folge Unternehmenserfolge bestärkt werden können. Nichtsdestotrotz hängt «unternehmerisches Verhalten» oftmals von der persönlichen Affinität und dem Bewusstsein der Unternehmensführung für die Wirkung von Innovationsorientierung, Risikobereitschaft und Proaktivität ab. Demnach bleibt in Summe festzustellen, dass Unternehmen mit Sitz im Rheintal hinsichtlich des Erfolgspotenzials von Innovationsfähigkeit und Risikobereitschaft sensibilisiert werden sollten. Allgemein betrachtet scheinen diese beiden Dimensionen den Schlüssel zum Erfolg von KMU im Rheintal darzustellen.

Prof. Dr. Kraus, Assoziierter Professor am Institut für Entrepreneurship, und sein Team konnten in ihrer wissenschaftlichen Studie länderspezifische Erfolgsfaktoren für KMU im Rheintal ausmachen.