Sonja Warschkow und Lennart Krebs sind auf dem Weg, das Web 3.0 zu erobern. Mit ihrer Idee „Metawash“ zur Nutzung von Metaverse im B2B-Bereich waren die Studierenden des Master Entrepreneurship und Management an der Uni Liechtenstein im Sommer Teil von „Digital Seeds“ 2022. Doch wie weit sind sie mit ihrem Pitch gekommen?
„Digital Seeds“ entstand 2019 aus der deutschen Version von „Seeds for the Future“, dem globalen Förderungsprogramm für Studierende von Huawei. Weltweit haben bereits mehr als 33.000 Studierende aus 108 Ländern teilgenommen. Laut eigener Aussage will Huawei damit die digitale Transformation vorantreiben und die nächste Generation digitaler Denker:innen und Führungskräfte unterstützen, indem sie Studierende mit führenden Expert:innen aus Forschung und Wissenschaft vernetzen.
„Man wird mit Start-ups vernetzt und bekommt die Möglichkeit, an Webinaren, Events und Coachings teilzunehmen“, erinnert sich Sonja an diese einzigartige Erfahrung. „Wir durfte im Deutschen Museum in München pitchen, und das vor grossem Publikum und einer prominenten Jury. Es hat richtig Spass gemacht, unsere Idee zu präsentieren.“
«Metawash»: mit Spenden ins Web 3.0
Die Idee, mit der die beiden Master-Studierenden der Uni Liechtenstein die Community der digitale Explorer Deutschlands begeisterten, nennen sie «Metawash». Diese manipulationssichere Plattform soll es Unternehmen ermöglichen, Spenden mit Hilfe der Blockchain und Non-Fungible Tokens (NFT) zu verifizieren und im nächsten Schritt zum „First Mover“ im Metaverse zu werden. Wichtig ist den «Metawash»-Erfindern dabei, dass mit dieser transparenten Spendenplattform auch Green- oder Pinkwashing von Spenden vermieden werden kann - also das Vortäuschen von Nachhaltigkeit oder eine schönfärberische Identifizierung mit der LGBT-Bewegung zu PR-Zwecken.
Doch wie funktioniert «Metawash» genau? „Das Unternehmen A sucht auf unserer digitalen «Metawash»-Plattform die passende Hilfsorganisation B, um diese zu unterstützen. A schickt die Spende an uns, die wir wiederum über eine grüne Blockchain an B weitersenden. Im Gegenzug bekommt A ein NFT darüber, dass sie wirklich an B gespendet haben“, erklärt Lennart. „Im nächsten Schritt hat A die Möglichkeit im Metaverse einen Raum anzumieten, um dort Werbung für sich und seine Spenden zu machen und diesen virtuellen Raum für Events rund um diese Spenden nutzen.“
Professionelle Vorbereitung zum Pitch
Begonnen hat die Geschichte von «Metawash» lange vor dem Digital-Seeds-Event im Sommer 2022. Bereits im Frühjahr mussten Sonja und Lennart ein Motivationsvideo einreichen, das von einer Jury aus Wissenschaft und Wirtschaft sehr positiv bewertet wurde. Denn zum Kick-off von „Digital Seeds“ 2022 wurden nur die besten 200 Studierende aus Deutschland, Schweiz und Liechtenstein eingeladen.
Sonja Warschkow im Interview
Der Weg zum Finale in München war lang und steinig. „Es gibt insgesamt drei Hürden“, erklärt Sonja das strenge Auswahlverfahren von Huawei. „Die erste ist die Bewerbungshürde. Dann müssen die Teams ihre Projekte thematisch passenden Bereichen zuordnen. Wir haben uns mit der Spenden-Plattform «Metawash» für den Bereich „Metaverse“ entschieden. Gewinnen können am Ende pro Bereich nur drei maximal sechsköpfige Teams, die mit ihren Ideen pitchen.“ Den 50 Sieger:innen winkt eine zweiwöchige Reise ins Huawei-Headquarter in China, um den Konzern und interessante chinesische Start-ups kennen zu lernen.
"Metawash" hat Zukunft
Doch zurück zum Pitch bei „Digital Seeds“ 2022 in München. Allein die Vorbereitung dafür war für Sonja und Lennart eine wertvolle Erfahrung. „Da ich mit einer Kollegin den Pitch vortragen wollte, haben wir das sprachlich immer wieder geübt. Ansonsten hatten wir wöchentliche Meetings, bei denen wir die Aufgabenpakete verteilt und besprochen haben“, erinnert sich Sonja.
Nicht nur fürs Präsentationstraining, sondern schon beim professionellen Design des Pitch stand dem Team um die Studierenden der Uni Liechtenstein ein erfahrener Coach zur Seite. „Der Opener im Pitch sollte emotional sein. Erst danach sollten wir das Problem erläutern und dann erst die Lösung, also das Produkt „Metawash“, und den Markt dafür erklären. Ganz wichtig ist auch die Vorstellung des Teams, denn potenzielle Investoren und die Jury sollen das Gefühl bekommen, dass wir die einzig Richtigen für die Umsetzung von „Metawash“ sind.“
Lennart Krebs und Sonja Warschkow: das Dreamteam bei "Digital Seeds"
Eine Reise zu Huawei nach China haben Sonja und Lennart mit ihrer Idee dann doch nicht gewonnen, aber sehr gutes Feedback für „Metawash“ und ihre Präsentation erhalten: „Die Jury meinte, dass wir die Kombination aus Spendenplattform und Metaverse-Auftritt auf jeden Fall verwirklichen sollen!“
Metaverse: was ist das?
Bei vielen Siegerprojekte und auch bei „Metawash“ von Sonja und Lennart spielt das Metaverse eine entscheidende Rolle. Dieses neue Web 3.0 zu erklären, ist für Sonja zuerst nicht einfach. „Was ist das Metaverse? Die Frage ist speziell, da es bislang noch nicht DAS Metaverse gibt. Für mich ist Metaverse die Erweiterung des digitalen Ichs. Die Idee ist eine digitale, verkörperte Präsenz in einer dezentralen virtuellen Welt, in der sich jede:r bewegen und vernetzen kann. Jede:r von uns kann also neue Welten und Räume erschaffen und sich entscheiden, wie er oder sie dort mit anderen interagiert. Eine Unterscheidung zwischen realen und virtuellen Welten ist dabei nicht mehr wichtig, so die Vision. Entscheidend ist aber, dass wir unsere Avatare, mit denen wir uns in diese digitalen Welten „beamen“, immer selbst kontrollieren.“
Spannende Beispiele, wie dies schon heute unser Leben und die Zusammenarbeit verändern kann, hat Sonja schnell bei der Hand. „Die Möglichkeiten im Metaverse sind gigantisch. Das Metaverse würde zum Beispiel das Pendeln in Büros überflüssig machen, denn wir könnten zusammenarbeiten, als ob wir in einem Büro wären, ohne physisch da sein zu müssen. Der Springerverlag praktiziert das bereits mit einer Virtual-Reality-Lösung. Und es gibt Tonnen an weiteren coolen Möglichkeiten. Man würde es zum Beispiel Lehrern ermöglichen, mit einer Klasse von 12-Jährigen durch das alte Rom zu spazieren. Oder man würde es einem Chirurgen ermöglichen, einer Gruppe von angehenden Medizinstudenten virtuell beizubringen, wie man eine Operation durchführt, als ob sie direkt im OP sitzen.“
Metaverse-Anwendung in der Medizin-Ausbildung (Video-Screenshot aus https://www.glue.work/2021/03/03/glue-customer-showcase-duodecim/)
Für Lenart ist dabei wichtig, das Metaverse als Ergänzung zum realen Leben zu sehen: „Das Metaverse ist für mich eine spannende und auch spekulative zweite Welt, die sich gerade aufbaut.“
Metaverse als Goldgrube?
Sonja ist sich sicher, dass man mit Metaverse zukünftig „wahrscheinlich viel Geld verdienen kann“: „Ein Metaverse-Raum kostet heute schon einen fünfstelligen Betrag und Land im Decentraland ist auch nicht gerade günstig, aber immer mehr Unternehmen mieten diese virtuellen Räume trotzdem. Aktuell ist das Metaverse eher für Gaming und Socializing bekannt. Was ich mir aber gut vorstellen könnte, wären virtuelle Bewerber- und Marketingevents - auch bei uns an der Uni.“
An Universitäten in den USA ist Metaverse längst angekommen. Ein Beispiel: mit Unterstützung von Marc Zuckerbergs Meta-Konzern haben zehn US-Unis begonnen, ihren Campus in eine „Metaversity“ zu verwandeln. Damit wollen sie Studierende für ihr College gewinnen, schreibt Rebecca Koenig auf edsurge.com: “Leaders at Southwestern Oregon Community College believe its metaversity will excite potential learners and interest them in enrolling in higher ed.”
Lennart ist hier vorsichtig und gibt zu bedenken: „Ich habe mal ein Zitat gelesen von einem Tech-Investor, der sich zum Metaverse wie folgt äusserte: „In das Metaverse zu investieren ist wie vor 200 Jahren Land in Manhattan zu kaufen. Keiner weiss so richtig, ob es sich lohnt, aber die Anzeichen sind da. Und wenn es klappt, dann schlägt es ein wie eine Bombe.“ Also lassen wir uns mal überraschen, wie es sich entwickelt.“
Wie dezentral ist das Metaverse?
Der wichtigste Anspruch des Metaverse ist die Dezentralität, sind sich Experten einig. Dieses neue Web 3.0 soll also nicht mehr von zentralen Global Playern wie Meta oder Google bestimmt werden, sondern von den Usern selbst. Dennoch beeinflussen gerade diese Konzerne die Entwicklung von Metaverse massgeblich, wie der Digital-Seeds-Event von Huawei zeigt. Das chinesische Unternehmen mit 195‘000 Mitarbeitenden weltweit steht immer wieder in der Kritik.
Darüber haben sich auch die beiden Studierenden im Master Entrepreneurship und Management an der Uni Liechtenstein Gedanken gemacht. „Ich kann Bedenken gegenüber Huawei & Co verstehen, allerdings habe ich mir bei „Digital Seeds“ keine allzu grossen Gedanken gemacht“, meint Sonja Warschkow. „Mir ist natürlich klar, dass die Veranstaltung auch ein gutes Stück Employer Branding war. Aber ich fand das Programm einfach sehr spannend und war neugierig. Die Organisation war wirklich top und Klima das absolut klasse.“
Lenart Krebs stimmt Sonja in jedem Falle zu. „Natürlich kann man die Kritik zu Huawei äußern und man sollte sich auch damit auseinandersetzen. Dennoch treiben Programme wie „Digital Seeds“ die Digitalisierung in der D-A-CH-Region an. Und wir brauchen Unternehmen, die die finanziellen Mittel haben, dies Initiativen zu unterstützen, damit sich daraus viele weitere hilfreiche Startups entwickeln, die ihrerseits die Entwicklung vorantreiben.“
Autorin: Sonja Warschkow
Studiert: Master Entrepreneurship und Management an der Uni Liechtenstein, vorher Bachelor interkulturelle Wirtschaftspsychologie
Kommt aus: Hamm (NRW); wohnt in Balzers (FL)
Jobs: Consultant Digitale Transformation (bei Tree-Consulting), Praktikum bei der Deutschen Botschaft in Rom im Bereich Wirtschaftsdiplomatie.
Darum uni Liechtenstein:
- Ich fand den Studiengang Entrepreneurship und Management und das Land sehr spannend. Auch wird Liechtenstein nachgesagt, es sein ein Fintech-Hub ist, was mich besonders interessierte. Und das stimmt auch, die Mitglieder und Veranstaltungen der Studi-Initiative START Vaduz sind ein Beispiel dafür.
- Ich stürze mich gerne in neue aufregende Situationen und das sah ich hier gegeben. Im Lab arbeite ich daher an einer Educational Blockchain Plattform.
Hobbies:
- The Big Five for Life nach J. Strelecky abharken
- Italienisch / Französisch lernen
- Kraftsport
- Reisen
Autor: Lennart Krebs
Studiert: Master Entrepreneurship und Management, vorher BSc. in Marketing Management in den Niederlanden
Kommt aus: Krefeld, Deutschland
Jobs: Campus-Life-Koordinator Uni Liechtenstein, ehem. Bankkaufmann
Darum Uni Liechtenstein: Kleine Gruppen und tolle Möglichkeiten zum Networking
Hobbies: Reisen, Tischtennis, Lesen
Drei Tipps für Studieninteressierte #unili: 1. Sei dir bewusst, dass jeder jeden kennt an der #unili , 2. Naturfreunde kommen in Liechtenstein voll auf ihre Kosten , 3. Engagiere dich in den Studierendenorganisationen, um noch einfacher Freunde zu finden.
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