Studio Egg

Hauptstudium 3. – 6. Semester Entwurf mit Integration Modul A

Modulgruppe A - Darstellung, Vermittlung & Produktion
Dozent: Urs Egg
Integrationsdozentin: Cornelia Faisst

The Stones Of Venice_Veni Etiam_Venice revisited

1. STUDIO Venedig: La Serenissima, Ihre Durchlaucht im Jahre 1879. Veni Etiam—Unser Studio kehrt in die Lagunenstadt zurück.
John Ruskins Buch—The Stones of Venice, Volume 1, 2 und 3— bildet die Grundlage zu unserem Projekt in Venedig. Ort der Handlung ist das Haus der Peggy Guggenheim Collection—der unvollendete Palazzo Venier dei Leoni aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts—im Sestiere Dorsoduro am Canale Grande.In der Rolle ausgesuchter Protagonisten schreiben wir die Geschichte dieser Lokation fort. Wir konfrontieren die für Venedig spezifische Paarung des Gebäudetypus Theater und die Einrichtung einer Gartenanlage mit den Lebensbeschreibungen der Dramatis Personæ. Das Kapitel "The Nature of Gothic—Volume 2" dient als Initiale und ist erster Akt in unserem Szenario.

»I believe, then, that the characteristic or moral elements of Gothic are the following, placed in the order of
their importance:
1. Savageness. (die Wildheit)
2. Changefulness. (die Veränderlichkeit)
3. Naturalism. (der Naturalismus)
4. Grotesqueness. (das Groteske)
5. Rigidity. (die Rigidität)
6. Redundance.« (die Redundanz) 3
Wochen 2-5: Verständnis, Begriffsbildung, Konzept

2. ARBEITSWEISEN UND WERKZEUGE—Mise en scène
»You must either make a tool oft the creature, or a man of him. You cannot make both«4
Die Idee der Renaissance—als Bindeglied zwischen Stilepochen—soll uns den Inhalt und die Atmosphäre des Zeitabschnittes vom byzantinischen zum gotischen Baustil näher bringen und zu Entdeckungen führen, die im Jetzt verortet werden. Wir üben uns im Verständnis der Verhältnisse von Handwerk und Kunst. Die Initialen unserer Schaffensprozesse vermuten wir im konstruktiven Prinzip. Die Wahrheitsfindung erschliesst sich bruchstückhaft aus Wissensfragmenten, die zu einem dreidimensionalem kognitiven Konstrukt heranwachsen und eine Erfinderlust wecken dieses Wissen in neue eigene Architekturen d.h. räumliche sowie formale Strategien zu überführen. Wir wollen Fertigkeiten erlangen, die sich der Referenzlosigkeit5 einer ausschliesslich digital generierten Welt entgegenstellen und das taktile Original (Handwerk) mitzelebrieren.
Wochen 7-9_Zwischenkritik: Mise en Scène—architektonischer Bildaufbau und Drehbuch

3. ARCHITEKTONISCHE UMSETZUNG —Mise en Place
»to enter a house is to enter a mind«6
Wir manifestieren das Verhältnis von Handwerkskunst und Architektur. Wir gründen das Haus der Identitäten. Gemeinsam als Ateliergruppe setzen wir in individuellen Projekten die Erkenntnisse der vorangegangen neun Wochen in Modell und Zeichnung um.
Wochen 10-16_Endkritik: Mise en Place—architektonische Umsetzung der Anordnung

»The characteristic feature of the savage mind is its timelessness ; its object is to grasp the world as both a synchronic and a diachronic totality and the knowledge which it draws therefrom is like that afforded of a room by mirrors fixed on opposite walls, which reflect each other (as well as objects in the intervening space) although without being strictly parallel. A multitude of images forms simultaneously, none exactly like any other, so that no single one furnishes more than a partial knowledge of the decoration and furniture but the group is characterized by invariant properties expressing a truth. The savage mind deepens its knowledge with the help of imagines mundi. It builds mental structures which facilitate an understanding of the world in as much as they resemble it. In this sense savage thought can be defined as analogical thought.«7

2 Richard Goy, Stadt in der Lagune, Knesebeck GmbH & Co Verlag KG, München 1998, S. 45
3 John Ruskin, On Art and Life (first published in The Stones of Venice Vol. 2), Penguin Books, London 2004
4 ibid
5 Jean Beaudrillard, Warum ist nicht alles schon verschwunden? Matthes & Seitz, Berlin 2008
6 Alfred Gell, Art and Agency, An Anthrophological Theory, The Maori Meeting House, Oxford University Press 1998
7 Claude Lévi-Strauss, The Savage Mind, The University of Chicago Press 1966