Aufgrund des Russland-Ukraine Konflikts stellt sich die nicht zu unterschätzende Frage: Welche Folgen könnte der Ukraine-Krieg für die Sicherheit digitaler Technologien haben und wie kann sich die liechtensteinische Wirtschaft gegen mögliche Kollateralschäden wappnen? Um solche Fragen zu thematisieren, lud die LIHK gemeinsam mit Prof. Dr. Pavel Laskov, Inhaber des Hilti-Lehrstuhls für Daten- und Anwendungssicherheit an der Universität Liechtenstein, ihre Mitglieder zum Netzwerktreffen «Digitalisierung» mit dem Schwerpunkt «Cybersicherheit als Instrument des politischen Konfliktes» ein.
Als Hauptreferent stellte Dr. Dirk Häger, Leiter der Abteilung «Operative Cybersicherheit» im deutschen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), im Auditorium der Universität seine Erfahrungen als Hauptverantwortlicher für die Abwehr von Cyberangriffen auf die IT-Systeme deutscher Behörden vor. Das frühzeitige Erkennen solcher Angriffe erfordert eine kontinuierliche Weiterentwicklung von raffinierten Monitoring-Instrumenten. Aus diesem Grund pflegt das BSI enge Kontakte mit der Spitzenforschung und beteiligt sich aktiv am Wissens- und Erfahrungsaustausch.
Hat sich die IT-Sicherheitslage bei deutschen Behörden seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs verschlechtert? «Es passierte erstaunlich wenig», so Häger. Auch die befürchtete hybride Kriegsführung, wie etwa die Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen, konnte nicht in nennenswertem Ausmass beobachtet werden. Allerdings entwickelte sich ein noch nie da gewesener «Hacktivismus», da politisch motivierte Angriffe durch zuständige Strafverfolgungsbehörden unter der politischen und moralischen Prämisse des Konfliktes nach Hägers Meinung kaum verfolgt werden. Die Folgen solcher hacktivistischen Handlungen können sehr ernst sein. Der schwerste Fall in Deutschland war zum Beispiel der Sabotageangriff von antirussischen Gruppierungen auf die Rosneft Deutschland GmbH, welche ein bedeutender Treibstofflieferant ist und als Teil der kritischen Infrastruktur gilt.
Die Erkenntnisse und die Erfahrungen vom BSI sind für Liechtenstein sehr wertvoll. Auch wenn hierzulande bisher keine unmittelbaren Kollateralschäden zu spüren sind, wächst in der aktuellen geopolitischen Konfliktlage die Notwendigkeit für die Netzwerkbildung und den Wissensaustausch.