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Über Morgen – Zukunftsszenarien

Die Reihe „Campus Gespräche“ der Universität Liechtenstein startete in die bereits dritte Runde, in der Gespräche und Vorträge rund um die Zukunft der Gesellschaft, der Arbeitswelt, der Bürgerrechte und der Politik in einer digitalisierten Welt geführt werden.

Das erste Campus Gespräch wurde mit einem Vortrag des CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts, David Bosshart, eröffnet. Der langjährige Vorsitzende des ältesten Think tanks der Schweiz sprach über die Ablösung der industriellen Welt durch die zukünftige digitale Welt und darüber, welche Folgen dieser Wandel für das Leben jedes Einzelnen zeitigen wird.

Wandel kommt plötzlich

„Digital wird alle betreffen, es wird jeden einzelnen Bereich unseres Lebens betreffen und es wird helfen, unsere analogen Bedürfnisse besser kennenzulernen“, stellte Bosshart gleich zu Beginn seines Vortrags fest. Während in der industriellen Welt der Mangel regiert – sei es an Resourcen oder an Kapital, werde es in der künftigen digitalen Welt genug von allem geben, wenn wir bereit sind, vom Besitzenwollen wegzukommen und alles zu teilen, ist sich der Zukunftsexperte sicher. Heute fehle es an einer Vision, die Welt werde immer komplexer und unvorstellbarer, doch die Zukunft habe bereits Einzug gehalten. Viele der Technologien, die wir mit Zukunft verbinden, gibt es bereits, erklärte Bosshart, doch sie sind ungleich verteilt oder die gesellschaftliche Akzeptanz ist (noch) nicht vorhanden. Doch genau der Umgang mit dem Wandel ist entscheidend, um die technologischen Schübe optimal zu nutzen. Wir leben in einer Welt, die mutige, veränderungswillige Menschen gegenüber Bewahrern des Althergebrachten favorisiert, ist sich Bosshart sicher. 

Die Zukunft gehört der Sharing Economy, ist der GDI-Experte überzeugt, statt isolierter Produkte werden vernetzte Dienstleistungen, die sich permanent umbauen und ihren Wert verändern, die Wirtschaft bestimmen. Mobile Geräte sind die Fernbedienung für die ganze Welt, alles was man zum Leben braucht, holt man on-demand, Besitz verliert an Bedeutung. Das Teilen macht Transaktionen effizienter, schneller und günstiger – „und Effizienz setzt sich immer durch“, so Bosshart.

Stadt vs Land, Arm vs Reich

In der anschliessenden Gesprächsrunde, moderiert von Monika Litscher von der Universität Liechtenstein, nahmen die eingeladenen Gäste, Wilfried Marxer, Direktor des Liechtenstin Instituts, und Christoph Brockhoff, Co-Leiter des Ideenkanals, Stellung zu den vorgestellten Thesen. Marxer wies darauf hin, dass vieles, das in einer Grossstadt auf offene Ohren stösst, in einem ländlichen Raum wie dem Rheintal schwieriger umzusetzen sei. Er vertraue aber auf die Innovationskraft der hiesigen Industrie. Brockhoff sieht in einer weitreichenden Digitalisierung die Gefahr von Entmündigung des Einzelnen und auch von zunehmender Arbeitslosigkeit, wenn immer mehr einfache Tätigkeiten durch Roboter oder Drohnen verrichtet werden. Insbesondere die Verteilungsungerechtigkeit bereitet dem Co-Leiter des Ideenkanals Sorge, da sie zu unkalkulierbaren Mobilitätsströmen und Wirtschaftsmigrationen führen könne.  Auch aus dem Publikum wurden Stimmen laut, die vor einer weiteren Öffnung der Schere zwischen Arm und Reich warnten und Effizienz nicht als Allheilmittel akzeptieren mochten.

Der spannende Abend, der viele Anregungen bot, fand seinen Abschluss beim Apéro, an dem angeregt weiter diskutiert wurde.

Weitere Veranstaltungen der Reihe

Campus Gespräch. Ein Liechtenstein für 100'000Lecture

Dr. Johannes Herburger und Dr. Luis Hilti
Dienstag, 26. November 2024, 18 Uhr
Auditorium, Universität Liechtenstein

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