Was sind die grössten Herausforderungen für Start-ups?
Thomas Moll: Eine der grössten Herausforderungen für Start-ups ist es, aus der grundlegenden Geschäftsidee ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Gründer müssen sich im Klaren sein, womit genau sie Geld verdienen wollen. Idealerweise basiert der Businessplan auf einem skalierbaren Geschäftsmodell, in dem sich kontinuierlich wiederkehrende Erträge lukrieren lassen. Dafür müssen potenzielle Kunden und deren Bedürfnisse in den Fokus des unternehmerischen Handelns gerückt werden. Eine solide Finanzplanung und ausreichendes Startkapital erhöhen die Chance auf einen erfolgreichen Unternehmensaufbau. Nicht zuletzt soll auch ein Worst-case-Szenario die Angst vor einem möglichen Scheitern reduzieren.
Einer der Hauptgründe für das Scheitern von Startups soll das Team sein. Besonders wenn schwerwiegende Konflikte nicht gelöst werden. Worauf müssen Gründer bei der Teamzusammensetzung achten?
TM: Die Zusammensetzung eines idealen Gründerteams gehört zu den schwierigsten Aufgaben während der Startphase eines Unternehmens. Viele Gründerteams sind oftmals zu homogen aufgestellt, bestehen vielfach ausschliesslich aus Technik- oder Wirtschaftsexperten. In komplementären Gründerteams werden hingegen von vornherein Überschneidungen in den Kompetenzbereichen vermieden. Sie harmonieren besser, ergänzen sich, und können ihre Stärken gemeinsam für das Unternehmen einsetzen.
Und wie sollte das ideale Team dann aussehen?
TM: Für die Zusammensetzung eines Gründerteams in einem Start-up gibt es leider keine generelle Faustformel. Für die Auswahl der Teammitglieder sollte aber auf eine Balance aus Charaktereigenschaften, fachlichen sowie sozialen Fähigkeiten und Kompetenzen geachtet werden. Gute Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten haben ebenfalls massgeblichen Einfluss auf ein gut funktionierendes Team.
Wie kann ich als Gründer mein Team stärken und motivieren?
TM: Der Schlüssel zu dieser Frage liegt darin, Mitarbeiter zu Mitunternehmern zu machen. Gerade in kleinen Teams ist es wichtig, eine offene und klare Kommunikation zu pflegen, vorhandene Kompetenzen zu erkennen und zu nutzen und auch Verantwortung zu übertragen. Damit wird das Selbstwertgefühl der Mitarbeiter gestärkt und die Einsatzbereitschaft für das Unternehmen erhöht. Mitunter kann auch die Beteiligung am Unternehmenserfolg zusätzliche Energie freisetzen.
Mit Blick auf das Thema Führung stellt sich die Frage nach der Anzahl der Geschäftsführer. Gilt auch bei Start-ups das Sprichwort «Zu viele Köche verderben den Brei»?
TM: Junge Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Prozesse und Verantwortlichkeiten in verschiedenen Bereichen von Grund auf aufzubauen und zu etablieren. Gleichzeitig sollen sie aber möglichst flexibel sein und dynamisch auf Veränderungen reagieren können. Flache Strukturen und kurze Entscheidungswege sind in der Aufbauphase sehr wichtig. Wird beabsichtigt, mehrere Geschäftsführer einzusetzen, muss auf jeden Fall geklärt werden, wer für welchen Bereich zuständig und verantwortlich ist, ansonsten kann es zu Unstimmigkeiten und Missverständnissen kommen. Oft ist es besser, nur einen Geschäftsführer einzusetzen und wichtige Funktionen etwa aus dem Bereich der Finanzen (CFO) einem Mitglied der Geschäftsleitung zu übertragen.
Was ist wichtiger für den Unternehmenserfolg — ein gutes Team oder eine gute Idee?
TM: Jede Geschäftsidee bringt Risiken mit sich. Für Investoren liegt das grösste Risiko nicht in der Geschäftsidee, sondern im Gründerteam. Sie investieren lieber in ein erstklassiges Management und eine zweitklassige Idee als ein zweitklassiges Team mit einer Top-Idee.
Zur Person
Thomas Moll ist passionierter Westernreiter und kennt die Eckpfeiler der guten Zusammenarbeit: Gegenseitiges Vertrauen, Respekt und Gelassenheit. Seit 5 Jahren setzt sich der gebürtige Walgauer mit seiner Arbeit am KMU Zentrum für die Förderung von Unternehmensgründungen am Wirtschaftsstandort Liechtenstein ein. Er organisiert den jährlich stattfinden Businessplan Wettbewerb und begleitet Start-ups von der Idee bis zur Umsetzung.